Feuerbringer

Feuerbringer von Laura ResnickDie Insel Sileria leidet unter dem Joch des mächtigen Valdani-Reiches – und die Unterdrücker haben leichte Hand, da sich die Inselbewohner bevorzugt gegenseitig umbringen. Doch dann ermordet der einfache Bergbewohner Josarion nach dem Tod seiner Frau einige Valdani-Späher und tritt dadurch eine Lawine los. Zur gleichen Zeit kehrt der Schwertmeister Tansen nach Jahren des Exils nach Sileria zurück, und obwohl ihn eine dunkle Vergangenheit plagt, stimmt er zu, den Störenfried Josarian zu jagen.
Die Wächterin Mirabar, eine mächtige Feuermagierin, hat Visionen einer Befreiung von den Valdani, und im Volk geht die Legende des Feuerbringers um.

-Der Rufer kam in der Nacht zu ihr, wenn die anderen schliefen.-
Prolog

Triebfeder dieser Geschichte um eine prophezeite, aber auch widerwillig und beinahe zufällig ausgelöste Rebellion sind die wenigen, aber gut ausgearbeiteten zentralen Figuren. Gleich zu Beginn wird man zusammenhanglos von einem Hauptcharakter zum nächsten katapultiert und auf viele falsche Pfade gelockt, doch von Anfang an bestechen die Figuren mit einem gewissen Charme und wirken lebendig und vielschichtig. Dabei schafft es Laura Resnick mit einem ungewöhnlichen Erzählstil, Informationen zu vermitteln und das Geschehen voranzutreiben: Der Großteil der Handlung spielt sich in gelungenen Dialogen oder aber Erinnerungen und Gedanken der Figuren ab. Es gibt kaum Action-Szenen, obwohl die Geschichte in schönster Robin-Hood-Manier erzählt, wie sich die Unterdrückten gegen ihre Herrscher zur Wehr setzen. Mächtige Feuer- und Wassermagie sind die phantastischen Zutaten, die diese Abenteuergeschichte würzen, aber selbst ohne diese wäre die einzigartige Welt der shallah und toreni schon überzeugend genug. Die spirituellen Untertöne machen neugierig auf den weiteren Verlauf der im noch im Hintergrund stattfindenden Ereignisse, bei denen Magie im Spiel ist. Locker vermittelt Resnick den dazu nötigen Hintergund des Landes und seiner Geschichte, immer durch die Augen und Erinnerungen seiner Bewohner.

Längen gibt es erstaunlicherweise trotz des dialoglastigen Stils nicht, man begleitet stets schnell liebgewonnene Figuren, die helfen, die vielschichtige Handlung anschaulich zu vermitteln, und ergründet langsam die Geheimnisse ihrer Vergangenheit. Die ungewöhnliche Welt und die einnehmenden Geschehnisse rund um die Rebellion sorgen dafür, dass man kaum bemerkt, dass im Grunde nur die klassische Geschichte vom prophezeiten Erlöser erzählt wird. Allerdings ist dieser Band lediglich ein Auftakt – man steht am Ende am Anfang einer Geschichte. Die beeindruckende Unmittelbarkeit, mit der erzählt wird, weckt ziemlich sicher den Wunsch nach dem Nachfolgeband – und hier ist der Haken: Das Original In Legend Born wurde in zwei Teile gesplittet und anschließend auf Deutsch nicht mehr fortgesetzt, so dass man nach dem zweiten deutschen Band auf Englisch umsatteln müsste, um die ganze Geschichte des Feuerbringers zu lesen.

Stand: 06. Juni 2012
Originaltitel: In Legend Born (1. Hälfte)
Erscheinungsjahr: USA 1998, D 1998
Verlag: Knaur
Übersetzung: Regina Winter
ISBN: 3-426-70216-9
Seitenzahl: 517