Etwas endet, etwas beginnt

Etwas endet, etwas beginnt von Andrzej SapkowskiEtwas endet, etwas beginnt ist der dritte bei dtv erschienene Kurzgeschichtenband von Andrzej Sapkowski, in dem auch zwei Erzählungen mit Bezug zum Hexer Geralt enthalten sind. Die Geschichten sind allesamt phantastisch, spielen aber in sehr unterschiedlichen Welten.

– „Aber dass der Sommer zu Ende geht, macht mich traurig. Ich mag keine Enden. Das Ende ist der Schluss der Geschichte. Mir aber gefallen an der Geschichte die Episoden.“ –
Tandaradei!

Der Kurzgeschichtenband enthält acht Erzählungen, die jeweils von einer Anmerkung des Autors zu Hintergrund und Entstehungsgeschichte eingeleitet werden. Diese einführenden Kommentare sind wirklich erhellend und zum Teil amüsant zu lesen.

Die in diesem Buch gesammelten Geschichten leiden etwas darunter, dass es keine großen Zusammenhänge oder Gemeinsamkeiten gibt, die als Verbindung dienen könnten, so wie das in den Geralt-Kurzgeschichten der Fall ist. Man merkt deutlich, dass die Geschichten unter verschiedenen Voraussetzungen und zu unterschiedlichen Zeiten in Sapkowskis Laufbahn entstanden sind. Die als Auftragsarbeiten entstandenen Erzählungen kommen im Schnitt etwas weniger einfallsreich daher.

Für nahezu alle Erzählungen benötigt man spezielles Hintergrundwissen oder muss das verarbeitete Original kennen, um sich komplett an der Kurzgeschichte erfreuen und die Anspielungen schätzen zu können. Dies ist zum Teil auch in den anderen Werken des Autors der Fall, in dieser Sammlung jedoch besonders auffällig. Sapkowski verarbeitet beispielsweise Alice im Wunderland, Tristan und Isolde und Personen aus dem Geralt-Zyklus … Freunde der Phantastik und der mittelalterlichen Literatur sind hier sehr im Vorteil. Wer die Anspielungen versteht, muss sicher einige Male öfter schmunzeln.

Zum Glück gibt es aber auch sonst genug Anlass zum Schmunzeln. In fast jeder Geschichte herrscht der typische Schreibstil des Autors – intelligent-humorvoll und mit kleinen satirischen Seitenhieben. Auch die handelnden Personen werden wie gewohnt lebendig und glaubwürdig dargestellt.

Meine hohen Erwartungen wurden beim Lesen nur teilweise erfüllt. Ich bin bekennender Sapkowski-Fan, und seine zwei Geralt-Kurzgeschichtenbände hatten mich besonders überzeugt. Die Zusammenstellung in diesem Buch fand ich aufgrund der fehlenden Gemeinsamkeiten jedoch nicht so gelungen, und es waren auch mehrere Geschichten dabei, die mir nicht gefallen haben – Im Bombentrichter war sehr langatmig, Die Musikanten unnötig verwirrend. Auch die beiden Geschichten mit Bezug zu Geralt sind für Fans kein Muss. Insgesamt ist die Sammlung von Kurzgeschichten noch ein gutes Buch, aber der Lesegenuss bei den einzelnen Erzählungen schwankt ziemlich stark.

Stand: 19. November 2012
Originaltitel: Coś się kończy, coś się zaczyna
Erscheinungsjahr: D 2012, PL 200
Verlag: dtv
Übersetzung: Erik Simon
ISBN: 978-3-423-21353-0
Seitenzahl: 427