Drachenzorn

Cover des Buches "Drachenzorn" von Naomi Novik Eigentlich möchten Will Laurence und Temeraire nach ihrem Aufenthalt in China nichts lieber, als schnellstmöglich nach England zurückzukehren.
Doch da überbringt ihnen ein Bote des Königs einen neuen Auftrag: sie sollen sich nach Istanbul begeben, um dort drei Dracheneier in Empfang zu nehmen und sie sicher vor dem Schlüpfen nach England zu bringen.
Von Anfang an steht ihre Mission unter keinem guten Stern, denn Lien, das Albino-Drachenweibchen, gibt Temeraire die Schuld am Tod ihres Herren und hat nur ein Ziel: Rache.

-Träge blies der Wind über Macao. Er erfrischte nicht, sondern rührte nur den faulig salzigen Geruch des Hafens nach totem Fisch und den großen Haufen schwarzroten Seetangs und den Gestank der Abfälle der Menschen und Drachen ein wenig auf.-
1

Temeraires drittes Abenteuer liest sich ebenso locker wie seine Vorgänger, kommt jedoch schneller in Fahrt und bietet mehr Handlung. Während man in den ersten beiden Bänden die Story leicht zusammenfassen konnte, werden dieses Mal mehr Seiten in den tatsächlichen Handlungsverlauf investiert. So weit, so gut.

Nach drei Büchern sollte man mittlerweile mit den Figuren vertraut sein. Laurence, der als steifer, ehrenhafter Engländer hervorragend getroffen wurde, sowie Temeraire, der mit seinen teilweise naiven Fragen Laurences Weltbild immer wieder ins Wanken bringen kann, bilden ein gutes Gespann für den Roman. Die restlichen Figuren allerdings bleiben blass. Das mag teilweise auch mit der hohen Sterblichkeitsrate von Temeraires Besatzung zu tun haben, über den Rest erfährt man jedenfalls überaus wenig. Und so lässt der Tod der Mannschaftsmitglieder den Leser recht kalt.

Das eigentlich Besondere an den Romanen von Frau Novik ist die Tatsache, wie gut sie Drachen in die Historie eingebaut hat. Drachen wirken nicht wie künstlich eingefügt, sondern als ob sie schon immer da gewesen wären. Geschickt verbindet sie die historischen Fakten mit ihrer Geschichte, und man ist als Leser erstaunt, wie gut beides miteinander zu einem fesselnden Buch verwoben ist.
Sowohl Kenner von historischen Romanen als auch Leser, die eine Geschichtsstunde der etwas anderen Art erleben wollen, werden hier voll auf ihre Kosten kommen.

Stand: 11. September 2012
Originaltitel: Black Powder War
Erscheinungsjahr: USA 2006, D 2007
Verlag: Blanvalet
Übersetzung: Marianne Schmidt
ISBN: 978-3-442-24445-4
Seitenzahl: 512