Die Saat der Zwietracht

Cover von Die Saat der Zwietracht von Janny WurtsDie Lage spitzt sich zu. Arithon hat sich in das Küstendorf Merior zurückgezogen und schmiedet dort Pläne für eine Flucht aus Athera, doch vorher muss er noch der Bitte seines Meisters nachkommen und eine alte Feindschaft in Innish beenden. Dann taucht die junge Hexe Elaira im Dorf auf …
Durch einen Handel mit einer Hexe des Korianiordens erfährt Lysaer den Aufenthaltsort seines verhaßten Halbbruders und beginnt mit seinem Feldzug gegen den Herrn der Schatten.

-»Bist du dumm? Du musst dumm sein, wenn du hier in der Sonne brätst wie ein Würstchen.« Nachdem sie diese Perle der Weisheit abgeliefert hatte, wandte sie ihre Aufmerksamkeit anderen Dingen zu.-
2 Merior

Auch der vierte Teil der Nebelgeist-Saga stellt sich ganz in die Tradition der Vorgänger: während der Schreibstil für ein sehr lebendiges Bild von Athera sorgt, bemühen sich Handlung und Charaktere den Anforderungen gerecht zu werden. Meistens gelingt das auch.
Das größte Problem sind für mich die Hauptcharaktere. Zwar bemüht sich die Autorin, genau zu erklären, was gerade in den Personen vorgeht und warum sie so handeln (bzw. handeln müssen), wie sie es tun, trotzdem kann man zu keinem der beiden Brüder eine wirkliche Verbindung aufbauen: Lysaer wird mehr und mehr als “der Böse” dargestellt, auch wenn natürlich der Fluch des Nebelgeites für seine Tat verantwortlich ist. Arithon wird von seinen früheren Handlungen gequält, sorgt sich, ohne auf sich selbst zu achten, um andere und stürzt sich mehr und mehr auf seine Musik; das sind wohl die schwersten Passagen des Buches, da eine seitenlange Beschreibung über das unvergleichliche Spielen von Arithons Lyranthe und über die perfekten Noten nicht gerade zur Spannung beiträgt und zumindest von mir nicht ganz nachvollzogen werden kann.

Die Handlung führt die Geschichte gelungen weiter, auch wenn für fast 500 Seiten relativ wenig passiert. Das Ende entschädigt für einige Längen in der Handlung, die zwar das Verständnis für die Charaktere ausbauen, aber nichts zur Spannung beitragen.
Ein großer Pluspunkt ist, dass die Autorin ihren lebendigen Schreibstil auch über tausende Seiten, die es mittlerweile sind, aufrecht erhalten kann. Nahtlos reiht sich die Geschichte an die Vorbände. Durch ihren Stil wirkt die Geschichte wundervoll lebendig, das Bild von Athera wird Stück für Stück ausgebaut und vielschichtiger. Dadurch werden auch die Längen erträglicher und man kommt schneller voran, als man vielleicht beabsichtigt hat.

Stand: 11. Oktober 2012
Originaltitel: The Ships of Merior (Teil 2)
Erscheinungsjahr: USA 1995, D 1999
Verlag: Bastei Lübbe
Übersetzung: Frauke Meier
ISBN: 3-404-20361-5
Seitenzahl: 473