Der dunkle Thron

Cover von Der dunkle Thron von Chris BunchAls Damastes á Cimabue, ein rang-niedriger Kavallerie-Offizier der numantischen Armee, den Seher Laish Tenedos, der die unfähige numantische Regierung anprangerte, als militärische Eskorte auf eine Strafversetzung in die Grenzstaaten begleitet, beginnt der soziale und finanzielle Aufstieg der beiden. Vor dem Höhepunkt aber gilt es Kultisten, Sozial-Revolutionäre, Dämonen, andere ehrgeizige Männer und das alte System zu bekämpfen.

-Der Seherkönig, Laish Tenedos Imperator Rex, ist tot.-
Kapitel 1: Exil

Die Geschichte findet im Reich Numantia und dessen Nachbarn statt. Von der Namensgebung und der Struktur erinnert Numantia an das späte Römische Reich, es gibt Legaten, ein Lyzeum, Tenedos wid Imperator, die Hauptstadt heißt Nicias. Da Tenedos ein Magier ist, spielt Magie eine deutliche, aber quantitativ keine dominierende Rolle (ein gutes Dutzend Zauber auf 631 S.). Qualitativ sind einige Probleme nur mittels Magie zu lösen, es handelt sich also nicht um Feierabendmagie. Außer Dämonen gibt es neben den Menschen keine intelligenten Lebewesen. Generell nicht schlecht, aber auch nicht besonders innovativ.

Schon im ersten Kapitel wird das Ergebnis des gesamten Bandes vorweggenommen – sogar der weiteren Geschichte, da es vom Damastes im Exil, 15 Jahre nach dem Beginn der eigentlichen Geschichte erzählt wird. Aber auch wenn man das erste Kapitel wegließe, hätte man spätestens nach 100 Seiten das Strickmuster heraus. Die Personen sind nur Archetypen, die eine Aufgabe zu erfüllen haben – sind sie auf Seiten der Protagonisten, dann sind sie hervorragend befähigt für ihre Aufgabe, sind sie Gegner der Protagonisten, dann sind sie unfähig. Ändern sie ihre Gesinnung, verlieren, bzw. gewinnen sie an Befähigung. Eine Ausnahme bilden nur die jeweiligen Anführer der Gegner.

“Oh, Lieber, bitte, bitte, es ist so lange her, oh spalte mich, zerreiße mich, fick mich!”
S.624

Sehr plastisch beschreibt der Autor die Sex-Szenen – und davon gibt es eine Menge. So viele, daß man das Wort “Riemen” bald nicht mehr lesen mag und die entsprechenden Seiten genervt überfliegt. In diesem Zusammenhang: Frauen spielen eine große Rolle, zwangsläufig, da Homosexualität negativ konnotiert ist. Frauen sind: Bedienstete (Geliebte von Soldaten), Köchin (Geliebte von Damastes), “Huren”, Geliebte, Ehefrauen (meist Geliebte von irgendjemanden) und Mörderinnen (die den Beischlaf gerne nutzen, um das Opfer zu umgarnen). Schließlich finden sich einige an den Nationalsozialismus erinnernden Formeln: Damastes Familienehre lautet: “Auf immer Treu.” (SS-Motto: “Unsere Ehre heißt Treue!”), Laish beschwört den totalen Krieg (Göbbels, Sportpalast) und allgemein ist das einfache Landleben gut, während die Zivilisation nur Verderbnis, Korruption und Degeneration hervorbringt (Himmler wünschte sich ein “Bauerndeutschland” aus eben diesen Gründen) etc. Dazu paßt, daß alle Ausländer Diebe, Mörder und “Hurenböcke” sind. Die meisten (die Bösen) sind außerdem Rassisten. Die Tovieti, der erste zu besiegende Feind, sind – Oh, Wunder! – heimtückische, fiese Protokommunisten.

Die Sprache ist einfach, hin und wieder sind ein paar magische Formeln eingestreut, die nicht überzeugen. An einer Stelle war der Sprung in der Geschichte so groß, daß ich die Seitenzahlen überprüfte um mich zu vergewissern, daß ich nichts überschlagen hatte.
Es wäre noch einiges zu sagen über Politik, Militär, Charaktere und Ideologie – das meiste fiele negativ aus. An manchen Stellen deutet der Autor an, daß nicht alles was glänzt auch Gold ist und es vielleicht in den kommenden Bänden zu einer Weiterentwicklung des Protagonisten Damastes kommt.
Die oben geschilderten “Qualitäten” wiegen für mich so schwer, daß ich beim Lesen zwischen echter Verärgerung und Langeweile schwankte.

Stand: 11. September 2012
Originaltitel: The Seer King
Erscheinungsjahr: USA 1997, D 1999
Verlag: Blanvalet
Übersetzung: Bernhard Schmid
ISBN: 978-3442248995
Seitenzahl: 631