Ian R. MacLeod

portraitiert von Fremdling

Ian R. MacLeod, © Gillian Bowskil

Ian R. MacLeod (* 1956) studierte Jus/Jura am Birmingham Polytechnic College und wechselte danach mehrmals den Beruf (u.a. auch als öffentlicher Angestellter) ohne von diesen jedoch wirklich erfüllt zu sein, weshalb er schließlich die Autorenlaufbahn einschlug. Bereits seit seinem 15. Lebensjahr schrieb er an Romanen, mit denen ihm aber kein Veröffentlichungserfolg beschieden war.

Seine “offizielle” schriftstellerische Karriere begann in den 1990ern, als er anfing Kurzgeschichten zu schreiben. Bereits seine erste Veröffentlichung (1/72nd Scale) wurde im Weird Tales Magazine abgedruckt. In der Folge verkaufte MacLeod an verschiedene Magazine Kurzgeschichten und Erzählungen, die sich in seinem Schreibstil nicht scharf voneinander trennen lassen. Die Erzählung The Summer Isles wurde 1998 mit dem World Fantasy Award ausgezeichnet. Darin versucht der homosexuelle Protagonist in einem alternativen, faschistischen England zu überleben. Ursprünglich in Asimov’s Science Fiction Oct/Nov 1998 veröffentlicht, erschien sie 2005 in erweiterter Form als Novelle in Buchform. Ian R. MacLeod gewann im Jahre 2000 mit seiner Kurzgeschichte The Chop Girl erneut den World Fantasy Award. Seine zahlreichen Kurzgeschichten und Erzählungen wurden bisher in vier Anthologien zusammengefasst.

Als Romanautor debütierte MacLeod mit The Great Wheel, das 1997 mit dem Locus Award for Best First Novel ausgezeichnet wurde. Die Handlung des Romans ist in einer zukünftigen Version unserer Welt angesiedelt und dreht sich um einen desillusionierten Priester im ehemaligen Nordafrika.

Sein bekanntestes Werk dürfte aber wohl The Light Ages sein, das – als bisher einziges seiner Bücher – unter dem Titel Aether auch auf Deutsch erschienen ist. Wiederum ein Alternativwelt-Roman, diesmal allerdings in einem pseudo-viktorianischen England, in dem nicht die Monarchie, sondern die Plutokratie die Herrschaftsform ist. Der im Deutschen namensgebende Aether, ein magischer Werkstoff, stellt die Basis des wirtschaftlichen wie sozialen Lebens dar und hält nicht nur quasi jedes Produkt zusammen, sondern auch die gesellschaftliche Hierarchie aufrecht. Dieses Setting griff MacLeod in The House of Storms erneut auf, allerdings nicht mit Robert Borrows, dessen Lebensgeschichte man in The Light Ages mitverfolgte, als Protagonist. Die Handlung dreht sich um neue Figuren, nämlich Alice Meynell und ihren Sohn Ralph.

MacLeods jüngster Roman Song of Time spielt erneut in einem futurstischen Setting (dem späten 21. Jahrhundert) und gewann den Arthur C. Clarke Award. Darin steht die weltberühmte Violinistin Roushana Maitland an der Schwelle zu einem virtuellen Jenseits, als sie einen jungen Mann, Adam, entdeckt, der an die Küste gespült wurde und dem sie nun aus ihrem Leben erzählt. Diese Erinnerungen ebenso wie ihr gegenwärtiges Leben mit Adam geben auch einen Einblick in den breiteren Kontext des späten 21. Jahrhunderts.

Ian R. MacLeod sieht Fantasy und Science Fiction als zusammengehörig an, dementsprechend lassen sich seine Werke auch nicht einfach einem der beiden Genres zuordnen. Auch seine literarischen Einflüsse sind sehr vielfältig und reichen von New Wave science fiction (Harlan Ellison, Roger Zelazny, Samuel R. Delany, James Graham Ballard, Thomas Disch) über J.R.R. Tolkien bis hin zu klassischer anglo-amerikanischer Literatur (Thomas Hardy, D.H. Lawrence, Ernest Hemingway, Charles Dickens, F. Scott Fitzgerald, John Updike), auf die wohl sein sprachgewandter, literarischer Stil zurückzuführen ist.

Links:
Website von Ian R. MacLeod
Interview auf infinityplus.co.uk
Interview auf SF Site (mit einem Schwerpunkt auf seinen Kurzgeschichten und Erzählungen)

Bibliographie:

    1996: Voyages by Starlight (Sammelband)
    1997: The Great Wheel
    2003: The Light Ages – Aether
    2004: Breathmoss and Other Exhalations (Sammelband)
    2005: The House of Storms
    2005: The Summer Isles (erweiterte Form der ursprünglichen Erzählung)
    2006: Past Magic (Sammelband)
    2008: Song of Time
    2010: Journeys (Sammelband)
    2011: Wake Up and Dream (angekündigt)

Rezensionen:

[Rezis von]MacLeod@Ian R.[/Rezis von]
Stand: 12. September 2011