David Anthony Durham

portraitiert von Fremdling, gero

David Anthony Durham © Gudrun Johnston

David Anthony Durham wurde 1969 in New York City geboren, seine Eltern haben karibische Wurzeln. Er wuchs in Maryland auf, verbrachte aber auch einige Zeit bei seinem Vater auf Trinidad. Er begann während seines Studiums (Creative Arts) an der University of Maryland, Baltimore County, zu schreiben und seine Kurzgeschichten wurden bereits damals prämiert. Während seines Studiums zum Master of Fine Arts (MFA) von 1994 bis 1996 verfasste er zwei bisher unveröffentlichte Romane, Cicada und August Fury.
Seinen Debutroman schrieb Durham während seines Frankreichaufenthalts. Gabriel’s Story (2001) ist ein historischer Roman – ein Genre, dem er zwei weitere Romane lang treu bleiben sollte – rund um afro-amerikanische Siedler im Wilden Westen. Sein zweiter Roman Walk Through Darkness (2002) wiederum erzählt die Geschichte eines entlaufenen Sklaven in der Zeit vor dem Amerikanischen Bürgerkrieg.
Der bekannteste seiner historischen Romane ist jedoch der dritte, Pride of Carthage (2005), der sich – wie der Titel erahnen lässt – um Hannibal und den Zweiten Punischen Krieg dreht und in mehrere Sprachen übersetzt wurde. In diesen drei historischen Romanen finden sich bereits Elemente, auf die Durham auch in seinem Fantasywerk Wert legt, nämlich relative Ausgewogenheit zwischen männlichen und weiblichen Figuren sowie ethnische und kulturelle Vielfalt bei den ProtagonistInnen.

Mit Acacia – The War with the Mein (2007; dt. Acacia – Macht und Verrat) erfüllte sich Durham einen lange gehegten Wunsch, nämlich ein eigenes Fantasy-Epos zu verfassen. Der Beginn der Acacia-Trilogie war zugleich auch der erste Fantasyroman seines Stammverlages Doubleday seit 20 Jahren. Durham, der besonders in seiner Jugend gerne Fantasy gelesen hatte, wollte in dieser Reihe mit einigen „Traditionen“ des Genres brechen. Die Welt von Acacia orientiert sich daher nicht einfach am europäischen Mittelalter, sondern bietet eine bunte Vielfalt an Kulturen (Änderung Nr. 1) und ein komplexes, differenziert dargestelltes politisches wie wirtschaftliches Beziehungsgeflecht zwischen Bevölkerungsgruppen, Staaten und Reichen, in dem man simple Schwarzweißmalerei vergebens sucht (Änderung Nr. 2). Dies setzt sich auf der Figurenebene fort, die starke weibliche und männliche Figuren gleichermaßen aufweist (Änderung Nr. 3). Dementsprechend tiefgründig sind auch die Themenfelder, die mit der Handlung verflochten sind. Im Zentrum der Geschichte steht das Leben der Königskinder des Acacischen Reiches, das sich als Hegemonialmacht und Zivilisationsbringer in der bekannten Welt etablieren konnte, dessen Macht sich jedoch auf ein dunkles Geheimnis stützt. Als die Vormachtstellung Acacias von den Mein herausgefordert wird, ändert sich das Leben der acacischen Königskinder radikal.

In Acacia – The Other Lands (2009; dt. Acacia – Die Fernen Lande), dem zweiten Band der Trilogie, weitet Durham nicht nur den Schauplatz der Handlung geographisch über die Bekannte Welt hinaus aus, sondern fächert durch die Einbeziehung von Figuren wie Barad the Lesser – der nicht zur Herrschaftsschicht des Reiches gehört, sondern durch den Blick “von unten” für eine zusätzliche Perspektive sorgt – die Geschehnisse auch auf der Figurenebene weiter auf und verleiht ihnen noch mehr Tiefe. Darüber hinaus gelingt ihm in Gestalt von Königin Corinn die vielleicht differenzierteste und überzeugendste Darstellung einer weiblichen Hauptfigur in der epischen Fantasy. Im dritten Band Acacia – The Sacred Band (2011; dt. Acacia – Reiche Ernte) kommt die sich mittlerweile über zwei Kontinente erstreckende, von einer Vielzahl auf die unterschiedlichste Weise miteinander verbundener oder konkurrierender Figuren getragene Handlung zu einem fulminanten, überzeugenden Abschluss. Interessant ist hierbei vor allem – neben ein paar überraschenden Plot-Twists – die Entwicklung, die einige der handlungstragenden Figuren durchmachen, denn dabei handelt es sich um echte Charakterentwicklungen (die, von einer diskutablen Ausnahme abgesehen, absolut glaubwürdig und nachvollziehbar sind) und nicht um den ansonsten gerne genutzten Trick, von der Außensicht zur Innensicht einer Figur zu wechseln.

David Anthony Durhams Acacia Trilogy ist eines der gelungensten Fantasy-Epen des neuen Jahrtausends, in dem er u.a. beweist, dass es möglich ist, eine komplexe Geschichte in einem überschaubaren Rahmen zu erzählen und abzuschließen. Während er im ersten Band der Trilogie noch stark auf ansonsten in der epischen Fantasy eher ungebräuchliche stilistische Elemente wie narrative Raffungen oder indirekte Rede setzt – was zumindest einen Teil der Fantasyleserschaft ein bisschen irritiert zu haben scheint -, nähert er sich in den beiden Folgebänden ein wenig mehr dem zeitgenössischen typischen Fantasy-Erzählduktus an, ohne allerdings in den Fehler zu verfallen, durch falsch verstandenes “show don’t tell” auch noch das kleinste Fitzelchen Handlung bis zum Gehtnichtmehr auszuwalzen. Dass ihm dessen ungeachtet immer wieder überaus eindringliche Szenen gelingen, spricht für seine Fähigkeiten.

Seit Beendigung der Acacia Trilogy hat Durham zwei Stories zu den neuen, von George R.R. Martin herausgegebenen Wild-Cards-Bänden beigesteuert und schreibt dem Vernehmen nach an einem Jugendbuch. Da sowohl die Vergangenheit wie auch die Zukunft von Acacia noch viel Raum für weitere Geschichten böte, ist es zu wünschen, dass er eines Tages nach Acacia, Talay oder Ushen Brae zurückkehrt, um uns weitere Einblicke in diese Welt zu bieten.

Bibliographie:
Acacia
2007: Acacia – The War With the Mein/Acacia – Macht und Verrat
2009: Acacia – The Other Lands/Acacia – Die Fernen Lande
2011: Acacia – The Sacred Band/Acacia – Reiche Ernte

Einzelromane:
2001: Gabriel’s Story
2002: Walk Through Darkness
2005: Pride of Carthage

Links:
Webseite des Autors: www.davidanthonydurham.com

Artikel bei Bibliotheka Phantastika:
Acacia – Macht und Verrat als Buch des Monats

Rezensionen:

[Rezis von]Durham@David Anthony[/Rezis von]
Stand: 23. März 2014