Zum 55. Geburtstag von Jeff Smith

Bibliotheka Phantastika gratuliert Jeff Smith, der heute seinen 55. Geburtstag feiert. Wenn es eine Synthese von klassischem Comic-Erzählen und Fantasy im engeren Sinne gibt, dann findet man sie im Werk des am 27. Februar 1960 in McKees Rocks, Pennsylvania, USA, geborenen Jeff Smith.
Doch nicht nur sein Transfer der Motive der epischen Fantasy – und zwar nicht kurzer Abenteuer, sondern eines langen, epischen Handlungsverlaufs mit einer am Questenmotiv orientierten Struktur – verleihen seinem Hauptwerk Bone (55 Folgen von 1991 bis 2004) eine Sonderstellung: Man könnte in Jeff Smith einen Vorläufer der modernen Webcomic-Künstler und Selfpublisher sehen, denn er brachte sein ambitioniertes Projekt zunächst in Eigenregie heraus – und es verkaufte sich so gut, dass es inzwischen etliche Auflagen (in Farbe, in Sammelbänden, als großer Sammelband) gibt, und natürlich eine Verlagsveröffentlichung.
Bone von Jeff SmithWorum geht es nun bei Bone, und was macht den Comic inhaltlich so besonders? Es gibt das Böse in Form des Herrn der Heuschrecken, der über ein friedliches, leicht mittelalterlich angehauchtes Tal herfällt, es gibt Thorn, die ausersehene Heldin, die ihn vielleicht zurückschlagen könnte, es gibt Drachen, aufmüpfige Insekten, Prophezeiungen und ein Heer von dunklen (aber auch sehr lustigen) Schergen – den Rattenmonstern. Und es gibt die Bone-Brüder, drei knubbelige, weiße Gestalten, die auch aus einem Zeitungscartoon stammen könnten, und die es nach einem kriminellen Fehlschlag des gerissenen Bruders in das doch nicht ganz so friedliche Tal verschlägt. Die Bones sind trotz ihrer Verfremdung (alle anderen Figuren sind realistischer gehaltene Menschen oder … Drachen oder Rattenmonster) Typen wie du und ich, die sich in einer fantastischen Welt wiederfinden (und sie dann auch gehörig aufmischen), und zu den drei unterschiedlichen Brüdern, dem Moby-Dick-süchtigen Fone Bone, dem nicht ganz hellen Smiley Bone und dem mit verbrecherischer Ader ausgestatteten Phoney Bone, kann man schnell eine Verbindung herstellen. Der Abenteuer-Geschichte fehlt es nicht an herzerwärmenden Momenten, skurrilen Nebenfiguren und -handlungen und Humor, und sie schafft es wie kaum ein anderer Comic, die Themen der epischen Fantasy mit viel Verständnis für ihre Wirkweise und sanfter Ironie zu transportieren.
Bone gibt es auch auf Deutsch in Einzel- und Sammelausgaben (ab 1994), genauso die beiden Add-ons Stupid, Stupid Rat-Tails (1998, dt. Bone: Legenden (2011)) und Rose (2000-2002, dt. Rose (2011)).
Nach Bone hat sich Smith mit einem selbst herausgebrachten SF-Comic dem Wissenschaftler Rasl (2008-2012) zugewandt und ist mit dem als Webcomic erscheinenden Tüki (ab 2013) in die prähistorische Welt abgetaucht, womit er weiter auf dem Genre-Gebiet bleibt, das er sich mit Bone so perfekt erschlossen hat.

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