Zum 65. Geburtstag von Lois McMaster Bujold

Bibliotheka Phantastika gratuliert Lois McMaster Bujold, die heute ihren 65. Geburtstag feiert. Vor allem in der SF ist die am 02. November 1949 in Columbus, Ohio, als Lois Joy McMaster geborene Autorin eine feste Größe: Ihre 1986 mit ihrem Romandebut Shards of Honor (dt. Scherben der Ehre (1994)) begonnene Miles-Vorkosigan-Saga hat etliche wichtige Genre-Preise (zum Teil mehrfach) abgeräumt. Dieser Serienstart mit der Geschichte, wie sich die Eltern des Titelhelden Miles kennenlernen, könnte eine dynastische SF-Saga vermuten lassen, doch McMaster Bujolds Stärke liegt vor allem in einer sehr feinen Charakterisierung und Nähe zur jeweiligen Hauptfigur.
Da ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass Miles und die Hauptfigur von The Spirit Ring (1992, dt. Fiamettas Ring (1997)), McMaster Bujolds erstem Ausflug in die Fantasy, einige Charakteristika teilen: Fiametta ist die Tochter eines Magiers in einem fiktiven spätmittelalterlichen italienischen Stadtstaat, und nachdem sie sich gegen Widerstände als Metall- und Magieschmiedin durchsetzt, wird sie in eine magische Verschwörung verwickelt. Nicht nur das pseudo-historische Setting, sondern auch die Tatsache, dass Fiametta als erstes einen Liebesring schmiedet und die daraus folgende Romanze durchaus einen gewissen Raum in der Handlung einnimmt, sind auch für ihre nächsten, irgendwo zwischen epischer und Historienfantasy mäandernden Fantasy-Romane prägend.
The Curse of Chalion von Lois McMaster BujoldDie aus den Bänden The Curse of Chalion (2001, dt. Chalions Fluch (2004)), Paladin of Souls (2003, dt. Paladin der Seelen (2005)) und The Hallowed Hunt (2005, dt. Im Schatten des Wolfes (2006)) bestehende Trilogie spielt im an Spanien erinnernden Chalion und betrachtet vor dem Hintergrund von Thronintrigen und den Fährnissen der Königsfamilie das Schicksal dreier unterschiedlicher Hauptfiguren, die in engeren Kontakt mit den Göttern geraten, als ihnen lieb ist. Interessant an diesen Figuren, u.a. dem ehemaligen Galeerensklaven Cazaril oder der für wahnsinnig gehaltenen Königinnenwitwe Ista, ist die Tatsache, dass sie für Fantasy-Helden schon im gesetzten Alter sind und trotzdem noch ihre Geschichte und ihre Erfüllung finden können, auch wenn sie schon eine Menge hinter sich haben. Dazu kommt die gut ausgearbeitete Götter- und Adelswelt, die man mit den Romanen betritt, und die durch viele Details ihre historischen Vorbilder heraufzubeschwören vermag, so dass hier der Feudal-Fantasy – besonders durch die Beschäftigung mit dem Heiligen und dessen Implikationen, sobald es wirklich in der Welt greifbar wird – durchaus neue Aspekte hinzugefügt werden.
Die romantischen Elemente, die in der Chalion-Trilogie nach und nach stärker betont wurden, übernahmen in der darauffolgenden vierteiligen Reihe The Sharing Knife ganz das Ruder – die Fantasy wird zu einer Kulisse für eine Liebesgeschichte, diesmal mit Anklängen an das Nordamerika des 19. Jahrhunderts.
Nach den vier Bänden Beguilement (2006), Legacy (2007), Passage (2008) und Horizon (2009), von denen nur die ersten beiden als Die Klingen des Lichts (2007) und Der magische Dolch (2007) ins Deutsche übersetzt wurden, hat sich Lois McMaster Bujold zunächst wieder dem deutlich populäreren Universum von Miles Vorkosigan zugewandt, und es bleibt zu erwarten, ob sie der Fantasy noch weitere Besuche abstattet.

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