Webcomic: Nimona

Nach langer Pause lädt Bibliotheka Phantastika wieder einmal zu einem Ausflug in die Welt der Webcomics ein, um ein Werk zu empfehlen, das sich nicht nur in Bezug auf Geschlechterrollen wohltuend wenig um Konventionen schert (bzw. diese munter hinterfragt und durch den Kakao zieht): Noelle Stevensons Nimona.

Nimona von Noelle Stevenson

© Noelle Stevenson (www.gingerhaze.com)

Die Titelheldin Nimona, eine jugendliche Gestaltwandlerin mit sehr destruktiven Tendenzen (“I’m not a kid. I’M A SHARK”), überredet den selbsternannten Schurken Ballister Blackheart, sich von ihr im Kampf gegen die umtriebige Institution of Law Enforcement and Heroics unterstützen zu lassen, die, offiziell im Namen der Regierung, ihr eigenes Süppchen kocht und als Helden vom Dienst den strahlenden Ritter Ambrosius Goldenloin beschäftigt, dem Ballister einst sehr nahestand. Dass bei solch einer Ausgangslage nicht alles so ist, wie es auf den ersten Blick zu sein scheint, versteht sich von selbst, und so beginnt bald eine höchst unterhaltsame tour de force durch eine Welt, die unbefangen eine typisch pseudomittelalterliche Ästhetik (samt Ritterturnier und Kapuzenträgern) mit moderner Technik, zerstörerischen Schusswaffen, großer Regierungsverschwörung und verrückten Wissenschaftlern kombiniert. Manch liebgewonnener Topos sowohl der Fantasy als auch des Superheldengenres wird dabei aufs Korn genommen, und das mit verblüffend einfachen Mitteln: Zeichenstil und Figurenriege sind auf das Nötigste reduziert, wobei ersterer allerdings im Laufe des Comics eine merkliche Verfeinerung erfährt.
Parallel dazu ändern sich auch Inhalt und Atmosphäre Stück für Stück: Herrschen zu Beginn noch schräger Humor (durchaus passend zur Namensgebung der Protagonisten) und eine (wenn auch nur scheinbar) episodische Struktur vor, wird die Haupthandlung im weiteren Verlauf zunehmend ernster und dramatischer, wobei Stevenson sich auch nicht scheut, hier und da kräftig auf die Tränendrüse zu drücken. Wenn man sich durch den Stimmungswandel bereitwillig mitschleifen lässt, dann auch deshalb, weil die Charaktere bei allem Spiel mit den Klischees ihre Individualität und ihren Charme bewahren und man gar nicht umhinkann, wissen zu wollen, wie es mit ihnen ausgeht. Das dürfte man übrigens bald erfahren: Mit dem 11. Kapitel nähert sich Nimona nun der Vollendung, und für 2015 ist eine Veröffentlichung in Buchform geplant.

Bisher bei bp vorgestellte Webcomics:
Widdershins
Die Wormworld-Saga
A Redtail’s Dream
Digger

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