Zum 80. Geburtstag von Piers Anthony

A Spell for Chameleon von Piers AnthonyBibliotheka Phantastika gratuliert Piers Anthony, eigentlich Piers Anthony Dillingham Jacob, der heute 80 Jahre alt wird. Der am 06. August 1934 in Oxford geborene Brite und Sohn zweier Oxford-Absolventen kann heutzutage wohl problemlos als ein Urgestein des Fantasy- und Science-Ficition-Genres bezeichnet werden. Mit weit mehr als 150 veröffentlichten Titeln und etlichen Kurzgeschichten im Repertoire, ist es schwierig sich zu entscheiden, welches seiner Werke man nun als Aufhänger für eine Beschreibung dieses Autors wählen sollte. Dabei waren seine Anfänge, wie bei vielen Autoren, gar nicht so einfach und gingen mit verschiedenen Nebenjobs einher.

Vermutlich am ehesten bekannt durch seine Buchreihe Xanth, laden wir euch ein, das frisch aktualisierte Portrait von Piers Anthony zu besuchen und mehr über seine weiteren Romane und Kurzgeschichten zu erfahren. Aber bringt etwas Zeit mit – die Bibliographie ist lang … 😉

5 Kommentare zu Zum 80. Geburtstag von Piers Anthony

  1. Timpimpiri sagt:

    Man sollte vielleicht nicht vergessen, dass Piers Anthony inzwischen durchaus wegen seiner deutlich pädophilen Themen kritisiert wird. Wobei das wirklich Üble nicht einmal nur ist, dass er uralte Stereotype von Frauen und Mädchen einbringt und gerade die späteren Werke “durchsext” sind, sondern dass – und wie – er Sex mit Kindern verteidigt bzw. verharmlost.

    So zum Beispiel in der Author’s Note zu “Firefly”:

    One of the included stories was written by Santiago Hernandez, in prison for pedophilia. (…) But this is another bit of evidence of the problem in our society: as far as I know, Santiago Hernandez did not hurt anyone. He just happens to be sexually attracted to small boys.
    (…)
    It may be that the problem is not with what is deviant [abartig]), but with our definitions. I suggest in the novel that little Nymph was abused not by the man with whom she had sex, but by members of her family who warped her taste, and by the society that preferred to condemn her lover rather than address the source of the problem in her family.
    (…)
    I don’t know what is right and what is wrong; I merley hope to raise some social questions along with the enterteinament provided in the novel. I suspect our priorites are confused. We have problems enough with world hunger and injustice, without making more by punishing people for deviant but perhaps harmless behavior.

    Drei Dinge fallen bei Anthonys Einstellung zur Pädophilie auf:
    – die völlige Ignoranz dessen, was Kindern Schaden zufügt, wie die Seelen von Kindern verletzt werden
    – die Meinung, dass Kinder sexuelle Wesen sind und Erwachsene deshalb mit ihnen Sex haben können sollten, weil es den Kindern ja quasi sogar gut tut
    – jegliches fehlende Verständnis dafür, dass Kinder unendlich manipulierbar und prägsam sind, einfach aufgrund ihrer Abhängigkeit und weil das neurobiologisch so ist, und dass man Kinder zu allem möglichen bringen kann, dies aber nicht unbedingt etwas mit ihrem freien Willen und Wollen oder mit Natürlichkeit zu tun hat.

    Wie MZB redet er sich Sex mit Kindern auf eine Weise schön, die einfach nur erschreckend ist, und ich finde, dass die Tatsache, dass er wegen dieser Aspekte, um es mal freundlich zu formulieren, in Misskredit geraten ist, erwähnt werden sollte.

  2. gero sagt:

    Urks …

    Ich fürchte, ich muss hier “mea culpa” sagen, weil ich derjenige bin, der die Liste mit den Geburtstagen führt und ich zwar darauf hingewiesen habe, dass Piers Anthony Geburtstag hat, es aber versäumt habe, die problematische Richtung anzusprechen, die seine Werke ab einem bestimmten Zeitpunkt genommen haben (und in “Firefly” ist das Ganze dann bereits 1990 kulminiert).

    In seinem Frühwerk ist – soweit ich das aus der Erinnerung sagen kann – noch nichts von diesen pädophilen Tendenzen zu spüren (oder sie sind zumindest nicht so offensichtlich wie später). Es gibt zwar fragwürdige Frauenrollen bzw. Darstellungen von Frauenfiguren, aber die gibt es (leider) in der amerikanischen SF und Fantasy einer bestimmten Zeit zuhauf (wobei das heutzutage ja nicht unbedingt rundum besser ist), und bei Anthony haben gerade in seinen frühen Werken bzw. den ersten Bänden seiner frühen Zyklen die originelle Grundidee oder das phantastische Setting die Geschichte meist soweit getragen, dass man (vor allem als Mann oder Jugendlicher) über die eine oder andere Merkwürdigkeit einfach hinweggegangen ist.

    Ich selbst habe irgendwann in den 80ern mehr oder weniger aufgehört, Anthony zu lesen, weil der Niedergang seiner mit “On a Pale Horse” interessant gestarteten Reihe “Incarnations of Immortality” irgendwie exemplarisch für die Entwicklung der über die ursprünglich geplanten Bände hinaus fortgeschriebenen Anthony-Zyklen war und ich keine Lust mehr hatte, mir das nochmal anzutun, und weil mir an den beiden ersten Bänden der “Bio of a Space Tyrant” einiges nicht gefallen hat.

    Von daher habe ich die deutlichere Ausprägung der pädophilen Tendenzen in seinem Werk gar nicht mehr direkt mitbekommen; sehr wohl mitbekomman habe ich aber später die Diskussion darüber im Internet (wobei ich vermute, dass ich der Einzige aus unserem Team bin, der das mitverfolgt hat – nicht zuletzt, weil ich den Autor in einer bestimmten Zeit ja gern gelesen hatte).

    Von daher hätte ich natürlich auf die Idee kommen sollen bzw. müssen, dass wir das Portrait zumindest um einen Absatz ergänzen, der auf diese Problematik hinweist – wie schon gesagt, mea culpa …

    (Bizarrerweise wäre Piers Anthony einer der beiden Autoren, auf die ich – wenn ich es denn irgendwann geschafft hätte, einen Beitrag zum MZB-Thread zu verfassen – als Beispiel dafür verwiesen hätte, dass ich aufgehört habe, seine Sachen zu lesen, bevor er so richtig merkwürdige Dinge gesagt bzw. geschrieben hat; was bedeutet, dass mir die Sache an sich sehr wohl bewusst ist, ich sie aber in diesem Kontext hier – vielleicht, weil es hier auch immer ein bisschen in Richtung “nil nisi bene” geht – schlicht ignoriert habe. Tja, das ist dann wohl Stoff zum Nachdenken …)

    P.S.: Ich könnte zu meiner Entschuldigung eventuell anführen, dass ich seit ein paar Tagen mit einem grippalen Infekt incl. unangenehmer Gliederschmerzen und Magen-Darm-Problemen kämpfe und so gesehen vielleicht nicht im Vollbesitz meiner geistigen Kräfte war … aber irgendwie wäre das doch auch ein bisschen billig …

  3. Wulfila sagt:

    @Timpimpiri: Danke für den Hinweis. Das Portrait ist inzwischen entsprechend ergänzt.

  4. Tanja sagt:

    Hmmmm…diese Pädophile Geschichte ist schon recht gruselig. Die Xanth Reihe ist eine meiner Lieblings Fantasy Reihen und ich entdecke sie gerade nach 20 Jahren neu. Ich habe den link im Porträt gelesen und war ziemlich angeekelt, was die Ausschnitte aus “Firefly” betrifft. Dennoch geht es etwas zu weit, den Xanth Romanen pädophile Tendenzen zuzuschreiben- siehe “die Erwachsenenverschwörung zum Schutz der Kinder”, auch das Betonen, dass Männer aus den Latschen kippen, wenn sie Pantys sehen, finde ich jetzt nicht gerade jugendgefährdend. Als Mutter zweier Kinder erteile ich Pädophilie in jeder Form eine klare Kampfansage, dennoch versuche ich, entsprechende Sequenzen bei Anthony eher als extrem abartige Kunstform zu sehen denn als Proklamation. Immerhin ist dieses Konzept schon öfters in der Literatur aufgegangen, selbst respektable, weise Graubärte lesen gerne Nabokows “Lolita”. Erschüttert wie ich dennoch über diese für mich neue Tatsache bin, wäre ich dankbar, an dieser Stelle vielleicht doch noch etwas zu Anthonys Ehrenrettung zu lesen.

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