Wem gehört die Erde?

Wem gehört die Erde? von John WyndhamUnser Buch des Monats im Mai ist eine post-apokalyptische Dystopie von Autor John Wyndham. In Wem gehört die Erde? (1961, auch: Wiedergeburt, ISBN 3-518-37886-4; im Original The Chrysalids, auch: Re-Birth, 1955) erleben wir eine vorindustrielle Gesellschaftsform irgendwann in der Zukunft, erzählt von dem Jungen David. Zu Beginn ist David gerade 10 Jahre alt und lebt in einem kleinen Dorf, viele Jahre nachdem ein nuklearer Krieg die Menschheit beinahe ausgelöscht hat. Die tatsächlichen Ursachen und Begebenheiten sind den Dorfbewohnern unbekannt, sie nennen das Ereignis Die Tribulation – Gottes Vernichtung der Unwürdigen.

In Davids Gesellschaft wird alles, was dem Regelbuch nach nicht normal aussieht, als Abscheulichkeit in den Augen Gottes eingestuft und mit dämonischen Abkömmlingen gleichgesetzt. Die unausweichliche Tilgung, egal ob Mensch, Tier oder Pflanze, ist die Folge, wird eine Abweichung festgestellt. So werden Neugeborene mit Mutationen ebenso verbrannt wie ganze Felder, in denen ein einzelner Maiskolben Abweichungen aufweist. Zeigen sich beim Menschen erst in späteren Jahren Mutationen, folgt die Sterilisation und Verbannung der Person in die Fringes, ein Ort, der von der Verstrahlung so stark belastet ist, dass dort nur groteske Mutationen entstanden sind.
Für den jungen David haben die vielen Predigten zu diesem Thema nur theoretische Bedeutung, bis er eines Tages erfährt, dass seine Freundin Sophie mit sechs Zehen geboren wurde und sie demzufolge als damönisches Etwas gilt und nicht mehr als Mensch. Doch das wirft in dem Jungen Zweifel auf, denn Sophie wirkt auf ihn ganz menschlich, und in Folge der Ereignisse fängt er an zu verstehen, wie gefährlich es in seiner Gesellschaft ist, körperlich anders zu sein. Auch David hat nun Grund sich zu fürchten, denn Sophie ist nicht die Einzige, die versucht hat, eine Abweichung zu verbergen. David selbst hat ein Geheimnis, das er um jeden Preis geheim halten muss, wenn er überleben will.

Wem gehört die Erde? ist eine unkompliziert erzählte Geschichte über eine Welt ohne Toleranzen, über religiösen Fanatismus und beschränkte Sichtweisen, die den eigenen Tellerrand nicht zu überschauen vermögen. Sozialkritik, ein wenig Phantastik und ein wenig Science Fiction gehen hier Hand in Hand. Die Figuren vermögen ihre Positionen und Empfindungen gut zu transportieren und die harte post-apokalyptische Welt entsteht sehr plastisch vor den Augen des Lesers. Als Fan von „nach-dem-großen-Knall“-Romanen sollte man sich Wem gehört die Erde? nicht entgehen lassen. Zwar ist das Buch nicht mehr ganz jung, was aufgrund der Szenerie aber nicht auffällt, und der Autor hat zudem ein solides Händchen für wirkungsvolle Geschichten, die mit überraschender Leichtigkeit essentielle Fragen ansprechen.

Die deutsche Übersetzung ist leider nur noch antiquarisch zu bekommen. Wer gerne auch einmal auf Englisch liest, hat es einfacher. Dort ist der Roman sowohl in diversen Print-Neuauflagen als auch als eBook erhältlich.

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