Zum 55. Geburtstag von Meredith Ann Pierce und zum 50. Geburtstag von Alma Alexander

Bibliotheka Phantastika gratuliert Meredith Ann Pierce, die heute 55 Jahre alt wird. Wenn man sich beim Blick auf das ohnehin vergleichsweise schmale Oeuvre der am 05. Juli 1958 in Seattle, Washington, geborenen Meredith Ann Pierce auf ihren Erstling The Darkangel (1982) und dessen Fortsetzungen A Gathering of Gargoyles (1984) und The Pearl of the Soul of the World (1990) beschränkt, die zusammen The Darkangel Trilogy bilden, könnte man sie durchaus als eine der eigenwilligsten und originellsten Erzählerinnen der angloamerikanischen Fantasy bezeichnen. Denn die Geschichte der jungen Aeriel, die sich mit dem titelgebenden (auch als Vampyre bezeichneten) Darkangel auseinandersetzen muss, nachdem er ihre Herrin entführt und deren Lebenskraft geraubt hat, folgt zwar einerseits traditionellen Mustern, entwickelt aber andererseits durch das ungewöhnliche Setting, die sich nach und nach enthüllenden Hintergründe, die auftretenden Wesen und vor allem durch die Art und Weise, wie das Ganze erzählt wird, die Qualität eines surrealen Traums. Was nicht weiter verwunderlich ist, wenn man bedenkt, dass Meredith Ann Pierce zu dieser Geschichte inspiriert wurde bzw. sie konzipiert hat, nachdem es in einer Vorlesung über C.G. Jung um einen Traum gegangen war, derA Gathering of Gargoyles von Meredith Ann Pierce diesem von einer Patientin erzählt worden war. Dass sich das auf nur märchenhaft zu nennende Weise umgesetzte Konzept eines seelenraubenden Vampirs in einem Fantasysetting nicht ganz leicht vermarkten lässt, dürfte auf der Hand liegen. Wenn man allerdings den zwar vorhandenen, aber keineswegs alles beherrschenden romantischen Aspekt der Geschichte betont – wie bei der unter dem Titel Gefangene des Engels 2011 erschienen deutschen Gesamtausgabe der Trilogie geschehen –, darf man sich über enttäuschte Leserinnen nicht wundern. Die ersten beiden Bände sind nebenbei bemerkt bereits in den 80ern schon einmal auf Deutsch erschienen (und zwar als Engel der Nacht (1986) bzw. Aeriel oder Das Vermächtnis der Gargoyles (1987)).
Verglichen mit der Darkangel Trilogy wirken die anderen Werke von Meredith Ann Pierce spürbar konventioneller. Die sich an etwas jüngere Leser wendende The Firebringer Trilogy (Birth of the Firebringer (1985), Dark Moon (1992) und The Son of Summer Stars (2003)) handelt von Einhörnern, die sich mit Wyrm (aka Drachen) herumschlagen müssen, während The Woman Who Loved Reindeer (1985; dt. Ren mit dem goldenen Fell (1988)) immerhin mit einem originellen Setting und der gelungenen Verwendung nordeuropäischer – nicht germanischer – Mythen punkten kann. In Treasure at the Heart of the Tanglewood (2001) steht wie in praktisch allen Werken Pierces wieder eine junge Frau im Mittelpunkt, die sich auf eine lange, gefährliche Reise begeben muss, die sie hinaus in die Welt und zu sich selbst führt, während es sich bei Waters Luminous and Deep (2004) um einen Sammelband mit bislang verstreut erschienenen Geschichten handelt.
Dem Vernehmen nach arbeitet Meredith Ann Pierce schon seit Jahren an einer Fantasytrilogie für eine erwachsene Leserschaft. Auf das Ergebnis darf man durchaus gespannt sein.

The Hidden Queen von Alma AlexanderAußerdem gratulieren wir Alma A. Hromic, die heute ihren 50. Geburtstag feiern kann. Die am 5. Juli 1963 in Novi Sad, Jugoslawien geborene Autorin veröffentlicht ihre Romane und Geschichten unter dem Pseudonym Alma Alexander und schlägt zwar nicht stilistisch, aber thematisch vordergründig ganz ähnliche Wege ein wie Meredith Ann Pierce. Ihre erste Fantasy-Reihe, bestehend aus den Bänden The Hidden Queen und Changer of Days, erschien 2001 und 2002 in Neuseeland, wurde nach Alma Alexanders Umzug in die USA aber auch dort noch einmal publiziert (und außerdem als Die verborgene Königin (2011) und Die Rückkehr der Königin (2012) ins Deutsche übersetzt). In den beiden Bänden verfolgt man das Schicksal von Anghara Kir Hama, der Erbin eines Königreiches, die von Kindesbeinen an auf der Flucht ist und sich ihren usurpierten Thron zurückerobern muss, wobei sie gezwungen ist, verschiedene Identitäten anzunehmen, und erst nach und nach eine eigene findet. Alma Alexander, die teilweise in Afrika aufgewachsen ist, gelingt es dabei vor allem, eine sehr faszinierende und detailreiche Wüstenkultur darzustellen (bei der Anghara eine Weile unterkriechen muss und den Kwisatz Haderach gibt Lektionen fürs Leben lernt).
Mit der historischen Fantasy The Secrets of Jin-Shei (2004 dt. Die Drachenkaiserin (2007)) und Embers of Heaven (2006) konzentrierte sich Alexander schließlich ganz auf eine Frauengeschichte: dort behauptet sich die Schwesternschaft der Jin-Shei mit Mitgliedern aus allen Schichten in der Gesellschaft eines alternativen, magischen China namens Syai. Mit ihrer Worldweavers-Trilogie (Gift of the Unmage (2007), Spellspam (2008) und Cybermage (2009)) hat Alexander zuletzt im Jugendbuch-Bereich Fantasy veröffentlicht, wo sie zwar einerseits das bewährte Konzept der Schule für angehende Magier umsetzt, andererseits aber auch ihrer Linie treu bleibt, sich vor allem auf starke Frauenfiguren zu konzentrieren.

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