Zum 50. Geburtstag von Michael Chabon

Bibliotheka Phantastika gratuliert Michael Chabon, der heute seinen 50. Geburtstag feiert. Ursprünglich hat die E-Literatur den am 24. Mai 1963 in Washington, DC, USA geborenen Chabon für sich beansprucht, auch wenn man bereits bei seinen früheren Werken aufgrund der Themenwahl erahnen konnte, dass er mit dem Genre nicht auf Kriegsfuß steht: Sein mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnetes The Amazing Adventures of Kavalier and Clay (2000, dt. Die unglaublichen Abenteuer von Kavalier und Clay (2002)) beschreibt den Werdegang zweier jüdischer Künstler in den 40er Jahren, die mit einem Superhelden-Comic Erfolge feiern.
Das Jugendbuch Summerland (2002, dt. Sommerland (2004)) ist dann bereits ein waschechtes Genre-Stück: Drei Freunde sind dazu ausersehen, den Weltenbaum vor den Machenschaften von Coyote zu retten, wozu sie in die mythenhaften Sommerlande reisen müssen – um dort mit Baseball Allianzen zu schmieden und Konflikte zu lösen. Die Verquickung von nordischer und indianischer Mythologie und den amerikanischen Tall tales mit Baseball ist wahrscheinlich eine Mischung, die besonders gut für Leser und Leserinnen aus den USA funktioniert – dort war der Roman auch ein großer Erfolg –, Summerland ist aber auch ein nostalgisch angehauchtes Fantasy-Märchen, das man mit seiner originellen Zusammenstellung von Motiven und liebenswerten Figuren gut lesen kann, wenn man Jugendbüchern nicht abgeneigt ist.
Gentlemen of the Road (2006, dt. Schurken der Landstraße (2010)) ist zwar keine Fantasy im eigentlichen Sinne, aber die beiden Abenteurer Zelikman und Amram schlagen und gaunern sich definitiv im Geiste der Sword & Sorcery durch die Kaukasus-Region im 10. Jahrhundert.
The Yiddish Policemen's Union von Michael ChabonUnd falls noch Fragen zu Chabons Verhältnis zur SF offen gewesen sein sollten, so wurden sie allerspätestens ausgeräumt, nachdem er für The Yiddish Policemen’s Union (2007, dt. Die Vereinigung jiddischer Polizisten (2008)) u.a. einen Hugo Award und einen Nebula Award erhielt. Der Krimi ist in einer Alternativwelt angesiedelt, in der sich die jüdischen Flüchtlinge nach dem Zweiten Weltkrieg nicht in Israel, sondern in Alaska niederließen. Dort wird in der Jetzt-Zeit unter politischen Spannungen (unter anderem mit den Ureinwohnern) ein Mordfall in der inzwischen auf Großstadt-Größe gewachsenen jiddischen Kommune aufgeklärt.
Michael Chabon mag also eher am Rande des Genres residieren, an dem er aber völlig ohne Berührungsängste begeistert teilnimmt (nachzulesen etwa hier), und egal, ob man seine früheren (nicht phantastischen) oder späteren Werke zur Hand nimmt, wird man immer auf einen humorvollen, ideenreichen und warmherzigen Erzähler treffen.

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