Der Nachtzirkus

Der Nachtzirkus von Erin MorgensternWillkommen im neuen Jahr, liebe Leser, und auch herzlich willkommen zu unserem Buch des Monats im Januar.

Es ist in letzter Zeit nicht leicht für Fantasyleser unter den Neuerscheinungen noch viel brauchbares Material zu finden. Ein Buch, das man jedoch nicht übersehen sollte, ist: Der Nachtzirkus von Erin Morgenstern, den wir bereits vor einer Weile im englischen Original rezensiert haben.

Zugegebenermaßen ist dieser Roman hauptsächlich etwas für Träumer und Menschen mit einer ausgeprägten Vorstellungsgabe, denn der Roman lebt nicht unbedingt von einer opulenten Geschichte, die ist hier sehr ruhig und sanft ausgefallen, sondern von unglaublich lebendigen, beeindruckenden und einfach nur wunderschönen Bildern, die sich unweigerlich während des Lesens vor einem aufbauen. Morgensterns Erzählkunst kann man nur als wahrhaft magisch beschreiben und genau deswegen wollen wir euch dieses Buch auch ans Herz legen – wegen einer umwerfenden Bildsprache, die man selten erlebt.

Der Nachtzirkus ist ein Roman mit sogartiger Atmosphäre, die dafür sorgt, dass man Seite um Seite geradezu zärtlich betrachtet wie einen lange ersehnten Menschen. Ist man der bildstarken Magie einmal verfallen, weckt der Zirkus eine beinahe schmerzliche Sehnsucht, die einen noch lange begleitet und nie erfüllt werden kann. Es ist nur jedem zu empfehlen, sich auf die Erzählung, so still und leise sie auch sein mag, einzulassen und sich in die schwarzweiße Welt dieses einmaligen Zirkus zu begeben, wo wahre Wunder auf euch warten.

Der Nachtzirkus (The Night Circus, 2011), in deutscher Übersetzung erschienen 2012 bei Ullstein, ISBN-13: 978-3550088742

5 Kommentare zu Der Nachtzirkus

  1. herb sagt:

    Also gut, dann will ich mal eine Warnung aussprechen.
    Wenn jemand ein Buch als “wunderschön” bezeichnet, dann werde ich vorsichtig. Wenn es dazu noch heisst, dass nicht die Geschichte, sondern die Erzählung fesselt, dann heisst es doppelt Vorsicht.

    Auf gut deutsch: Vergesst das Buch, wenn ihr eine gut erzählte Geschichte wollt. Es passiert in dem Buch schlicht nichts. Gerade wie in den Biss-Romanen. Für Freunde gepflegter Langeweile, oder wenn der Herzschmerz quält: Bitte zugreifen.
    Alle anderen dürfen ruhigen Gewissens an diesem Buch vorbei gehen.

  2. moyashi sagt:

    Der Nachtzirkus ist wie ein Theaterstück erzählt und nicht wie ein Actionfilm, das ist ganz klar. Ich glaube in der Rezi stand auch beschrieben, dass und warum sich an diesem Buch die Geister scheiden werden. Man muss viel Subtext verstehen können und wollen um die Figuren sympathisch zu finden. Denn es passiert schon eine ganze Menge, nur eben nicht so offensichtlich.
    Und was bitte nicht verwechselt werden sollte: wenn ich von wunderschön beschriebenen Bildern spreche, dann meine ich auch die Bilder. 😉 Ich mag es nicht so gerne, wenn mir Worte im Munde herum gedreht werden, herb, oder Interpretationen vorgenommen werden, nur weil jemand bei meiner Wortwahl vorsichtig wird. “Wunderschön” bedeutet für mich als Künstlerin lediglich, dass etwas optisch ansprechend ist, das geht mit Bildern in der Vorstellung durchaus auch und sagt nichts über das Gesamtwerk aus.

    Es spricht wirklich nichts gegen andere Urteile aber dieses Buch mit den Biss-Romanen zu vergleichen (hast du sie gelesen?) ist zu weit hergeholt, diese Bücher haben schlicht nichts gemeinsam. Vor allen Dingen keine Herzschmerz-Liebesgeschichte, also liebe Biss-Fans: direkt weitergehen, mit dem Buch werdet ihr nicht glücklich.

    Nicht jeder kann und wird den Nachtzirkus lieben, aber eben alle mit einer ausgeprägten Vorstellungsgabe und Liebe für Bildsprache und Kunst. Falls das bisher nicht deutlich rüberkam, sei es hiermit auch von meiner Seite aus gerne noch einmal gesagt.

  3. Jens sagt:

    Ich habe die englische Version gelesen und ich muss sagen, dass Deine Rezension ziemlich genau meinen Eindruck trifft.

    Es gehört für mich nicht zu den Büchern, die man nicht mehr aus der Hand legen kann, wenn man sie einmal angefangen hat – aber langweilig war es mir nie, im Gegenteil, es hat mich sehr gut unterhalten.

    Die filigrane Erzählweise und leicht nostalgische Atmosphäre haben in mir die Erinnerung an altmodische Trickfilme geweckt, z.B. einen animierten Scherenschnitt oder Vergleichbares…

  4. moyashi sagt:

    Oh, zum Thema Scherenschnitt, da hat das mistkaeferl einen Link mit mir geteilt, als wir neulich über das Buch sprachen. Lotte Reiniger kennst du sicherlich schon? Falls nicht: Klick! 😀

  5. Raskolnik sagt:

    Den “Nachtzirkus” habe ich (noch) nicht gelesen, aber Lotte Reinigers “Magic Horse” ist wirklich wunderschön.
    Upps, jetzt hab’ ich auch das böse Wort verwendet …

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