Fünf Bücher … die ungelesen aus dem Regal weichen müssen

Ein Problem, das wir alle kennen: Das Regal ist voll. Nieten aussortieren ist eine Sache. Level 2 allerdings sind ungelesene Bücher, bei denen man eine Ahnung hat, dass sie auch fürderhin ungelesen bleiben werden. Zu Beginn eine einfache Übung: Folgebände mehrteiliger Reihen. Man hat sie sich im ersten Enthusiasmus angeschafft, aber wenn man wie ich Reihen kaum je hintereinander wegliest, stellt man irgendwann fest, dass das Interesse erloschen ist.

1. The Oracle’s Queen (Lynn Flewelling)
Bei der Tamír Trilogy hat mir der erste Band Spaß gemacht. Als die Reihe erschienen ist, war es das, was ich damals gern mochte, schöne (Gender-)Trickspielchen mit ausführlich ausgeleuchteten Charakteren. Schon beim zweiten Band hatte sich das Konzept ein klein wenig abgenutzt, und als dann ein paar Jahre ins Land zogen, ehe der dritte erschien, war die Reihe zum Großteil aus meinem Gedächtnis verschwunden. Schlechtes Zeichen. Nochmals einlesen werde ich mich wohl nicht.

2. A Fortress of Grey Ice (J.V. Jones)
Die Sword of Shadows-Reihe war J.V. Jones’ Beitrag zur damals heranwogenden grim&gritty-Welle. Den ersten Band habe ich ganz nett in Erinnerung, vor allem das eisige Setting war nach meinem Geschmack. Und am Ende so gestrickt, dass man unbedingt wissen will, wie es weitergeht. Also her mit dem zweiten Band. Allerdings kam danach sehr, sehr lange kein dritter, und den zweiten habe ich nie zur Hand genommen. Was ich damals unbedingt wissen wollte, ist mir inzwischen auch entfallen, deswegen werden Raifs Abenteuer wohl ohne mich weitergehen.

Red Seas Under Red Skies von Scott Lynch3. Red Seas Under Red Skies (Scott Lynch)
Jetzt kommen wir zu den Titeln, bei denen der Abschied etwas schwerer fällt. Den Vorgänger Lies of Locke Lamora fand ich gewitzt und spannend, wenn auch etwas merkwürdig strukturiert. Ich hätte gern noch einen Roman mit ähnlichen Hintergründen gelesen. Dass der zweite dann so eine piratige Anmutung hatte, hat mich wohl bisher vom Lesen abgehalten. Und der dritte Band ist eines DER Problembücher der Fantasy, die (in diesem Fall aus guten Gründen) schon ewig auf sich warten lassen. Ein bisschen schade finde ich es trotzdem, den Autor fallenzulassen, aber an Red Seas Under Red Skies habe ich trotzdem so gar kein Interesse entwickelt.

4. Kushiel’s Chosen (Jacqueline Carey)
Schon Kushiel’s Dart war ein harter Brocken. Die ganze Fifty-Shades-of-Kushiel-Nummer mit der mit Schürhaken und ähnlichem traktierten Heldin dürfte zwar inzwischen niemandem mehr ein müdes Lächeln entlocken, aber der Roman hat gebraucht, bis er sich zwischen Hofintrigen, Bettgeschichten und Benimmregeln in ein famoses Abenteuer entwickelt hat. Und das war leider nicht nur toll erzählt und sprachlich wie weltschöpferisch interessant, sondern hatte auch sehr viel verzwickt-tragische Romantik. Die Andeutungen, wie es rund um die Romantik weitergehen könnte, waren für mich doch nicht überzeugend genug, um weiterzuverfolgen, wie Phèdre nó Delaunay und ihr Leibwächter Joscelin nicht zusammen glücklich werden können. Ach!

The Great Hunt von Robert Jordan5. The Great Hunt (Robert Jordan)
Einen Band vom Rad der Zeit muss man einfach mal testen, wenn man epische Fantasy mag. Und ganz unspanned war es auch nicht. Ich wollte mir also anschauen, wo das Ganze hinläuft, wenn es mal über den ersten Vorstoß nach Mittelerde hinaus ist. Ob es allerdings die abschreckende Vorstellung der vielen Bände, die merkwürdigen Frauenfiguren oder das doch etwas zu klassische und wenig reizvolle Setting war, das dazu geführt hat, dass ich nie weiterlesen wollte, kann ich nicht einwandfrei klären. Vielleicht ist das eine der Reihen, die man eher in einem zarten Alter lieben lernen muss, um ihr zu verfallen?

Und die Moral von der Geschicht könnte heißen: Autoren und Autorinnen, braucht nicht zu lange. Zum Glück habe ich auch etliche Reihen im Regal, in die ich problemlos nach langer Pause oder auch über viele Bände hinweg gerne wieder einsteige. Aber damit das für mich klappt, muss das Gelesene wohl eine bessere Langzeitwirkung auf mich haben als bei den hier vorgestellten, auch wenn ich von den ersten Bänden seinerzeit mitunter viel gehalten habe.

8 Kommentare zu Fünf Bücher … die ungelesen aus dem Regal weichen müssen

  1. Pogopuschel sagt:

    Das mit den Serien kenne ich gut. Ich habe nicht wenige angebrochene und nie beendete Serien im Regal stehen, teilweise auch mit noch ungelesenen Teilen. Weggeben würde ich die aber (noch) nicht, da ich bisher noch überhaupt keine Bücher entsorgt habe. Um dem Platzproblem zu begegnen, habe ich mir stattdessen einen Kindle angeschafft, obwohl ich bis vor Kurzem noch sehr am bedruckten Papier gehangen habe. Aber siehe da, am Kindle lesen macht richtig Spaß und ist sehr komfortabel.
    Aber zurück zu den Serien. Irgendwann verliert mich fast jeder Autor, wenn er es nicht schafft, seine Serie in fünf Büchern abzuschließen. Manche bekommen noch eine weitere Chance, aber die meisten fallen der Vergessenheit anheim.
    „Rad der Zeit“: nach 9 deutschen Bänden abgebrochen, da schon über 20 weitere damals erschienen waren.
    „Drizzt“: nach 14 deutschen aufgehört, 5 weitere stehen noch ungelesen im Regal. Da müsste ich erst noch mal die lesen, die es nicht als Hörspiel gibt, um wieder einen Einstieg zu finden, obwohl die Reihe nun wahrlich nicht komplex ist.
    „Lied von Eis und Feuer“: scheue mich schon seit Jahren vor „A Feast for Crows“, da ich Angst habe, schon zu viel vergessen zu haben, aber auch keine Lust haben, die ganze Reihe noch mal zu lesen. Und mit jedem verstrichenen Jahr wird es schlimmer.
    „Spiel der Götter“: Erikson konnte erstaunlicherweise immer regelmäßig liefern, trotzdem lese ich mich schon seit Jahren durch die Reihe und komme nicht voran.
    Bei vielen Reihen scheue ich mich, sie anzufangen, weil ich erst abwarten will, wie viele Teile es werden (habe null Bock auf Endlosreihen) und ob sie auch regelmäßig erscheinen. Dummerweise sind dann oft die ersten Teile schon wieder vergriffen, wenn die letzten erscheinen. Die Backlistpflege der Verlage hat doch stark nachgelassen. Und bei denen, die ich angefangen habe, dauert es eben oft zu lange, bis die Fortsetzung erscheint. Da habe ich entweder schon zu viel vergessen, oder die Reihe sowieso schon aus den Augen verloren.
    Das war früher anders. Da war ich eher ein Reihen-Leser, inzwischen bevorzuge ich aber viel literarische Abwechslung.

  2. mistkaeferl sagt:

    Hey Pogo,
    da geht es mir sehr ähnlich. Mir ist es früher auch leichter gefallen, an langen Serien dranzubleiben, inzwischen möchte ich viel lieber immer wieder was Neues ausprobieren und habe vor allem auch viel dafür übrig, wenn AutorInnen es schaffen, in halbwegs überschaubarer Zeit ihr Ding zu erzählen.
    “A Feast for Crows” liegt bei mir auch noch ungelesen rum, das allerdings gebe ich einstweilen nicht her …
    Und von wegen Platz: Ich bin grad im Wanderurlaub und wünschte, ich hätte mir den eReader schon geleistet, der auf der Wunschliste steht 😉

  3. Elric sagt:

    Hm, hm, hm, irgendwie geht es mir doch sehr wie Pogo!
    Ja, ich hab auch “ein paar” angefangene Reihen zu Hause stehen, die ich aber sicher nicht weggeben will – jedenfalls aktuell nicht!
    Und dazu gehört auch der Eriksson! (hab 1-9 auf deutsch am Stück gelesen – leider war bis dahin kein weiterer Band erschienen. Und ich hab große Sorgen, dass ich da nicht wieder reinkomme und nochmals von vorne lesen muss…)
    Was den Martin angeht: je nun , AFfC sowie ADwD sind halt leider irgendwie richtige Zwischenbände, aus denen man auch sehr gerne Sachen vergisst! Ganz besonders im Hinblick auf die Schreibgeschwindigkeit von Herrn Martin…
    Dein WoT-Test ist nachvollziehbar. Ich glaube, ich habe den richtigen Zeitpunkt gefunden um einzusteigen, da ich vor nicht allzu langer Zeit den 13. Band beendet habe und jetzt eigentlich nur noch auf den Abschluss warte. Wenn nur noch ein einziger Band fehlt, dann liest man den doch noch.
    Der Lynch… Tja, den ersten Band hab ich auf deutsch, aber irgendwie wiederstrebt es mir, das anzufangen, wenn ich nicht weiß, wann denn der dritte kommen könnte! Da war ich früher anders, da wurde alles mögliche angefangen. Jetzt beschränke ich mich auch endlich mal auf abgeschlossene Reihen – jedenfalls meistens! 😉
    Aber es ist wirklich eine spannende Liste, Käferl!

  4. Pogopuschel sagt:

    Zum Lynch sei angemerkt, dass man den ersten Band gut als abgeschlossene Geschichte lesen kann. Wobei ich Band 2 auch noch nicht gelesen habe.

  5. Elric sagt:

    Guter Hinweis, Pogo.
    Vielen Dank! Dann kann ich mir das ja demnächst doch mal überlegen… 🙂

  6. Mir ist es auch schon öfters so gegangen, dass ich nach einigen Büchern das Interesse an einer Serie verloren habe.
    Allerdings finde ich nicht, wie Pogo, dass ein Bücherzyklus unbedingt kurz sein muss, um einen zu fesseln.
    So habe ich zum Beispiel die 11-bändige Serie “Das Schwert der wahrheit” von Terry Goodkind in Windeseile verschlungen, während zwei Serien von Tad Williams, die jeweils nur 4 Bände umfassen, halb gelesen in meinem Bücherregal verstauben.
    Wenn der Autor genügend Wichtiges und Spannendes für mehrere Bände zu sagen hat, spricht nichts dagegen. Nur wenn er krampfhaft versucht die Geschichte auf mehrere Bücher zu strecken, ohne die Handlung voranzutreiben, wird es mühsam.
    Das hat aber, meiner Meinung nach, nichts mit der eigentlichen Länge einer Serie zu tun.

  7. Elric sagt:

    Jetzt verstehe ich aber nicht so ganz, wie du es geschafft hast, den Goodkind zu lesen, Williams aber nicht! 😉
    Jedenfalls wirkten die beiden Autoren im Vergleich für mich genau gegenteilig…

  8. Mir kommt Williams immer so gezwungen langatmig vor, während bei Goodkind einfach mehr passiert.
    So z.B.: Wenn ich ein Gespräch zwischen zwei Leuten lese, stört es meinen Lesefluss, wenn der Autor nach jedem gesprochenen Satz ein unwichtiges Kommentar einfügt.
    Klar, Goodkind wiederholt sich auch gerne oder fügt unnötige Passagen ein, aber trotzdem scheint mir, dass er schneller zum Punkt kommt, als Williams. (Vielleicht aber finde ich die unwichtigen Stellen von Goodkind einfach unterhaltsamer als die von Williams)

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