Zum 65. Geburtstag von Mark Helprin

Bibliotheka Phantastika gratuliert Mark Helprin, der heute 65 Jahre alt wird. Der am 28.06.1947 in New York geborene Helprin tat sich in den letzten Jahren vor allem als konservativer Kommentator hervor, unter anderem in der New York Times zum Thema Internet und Urheberrecht. Neben seinem Roman-Debut Refiner’s Fire: The Life and Adventures of Marshall Pearl, a Foundling (1977, dt. Es wird sie läutern wie Gold bzw. Der Findling (1979)) und einigen weiteren Kurzgeschichtensammlungen und Romanen sticht vor allem sein Winter's Tale von Mark HelprinEpos Winter’s Tale (1983, dt. Wintermärchen (1984)) aus seinem Oeuvre hervor: Die Geschichte des Waisenjungen Peter Lake, der auf verschlungenen Pfaden (und auf dem Rücken des weißen Hengstes Athansor) bis in die High Society des New York kurz nach der Jahrhundertwende gelangt und eng mit der Geschichte der aufrichtigen Verlegerfamilie Penn verknüpft ist, den Herausgebern der Zeitung Sun, erinnert im Erzählduktus – auch wenn sich Helprin dagegen stets verwahrte – stark an den südamerikanischen magischen Realismus. Eigentlich ohne offene Magie dargestellt, strahlt doch jedes Detail der Stadt einen eigenen Zauber aus, der durch den Fokus der Erzählung auf die klirrend kalten Winter während der Übergangszeit in die Moderne noch erhöht wird: Unverständlich schöne Maschinen, die gleichsam das Getriebe der Stadt sein könnten, Brücken, die nicht nur über New Yorks Wasserwege, sondern viel weiter hinaus führen, finstere Gangs und leuchtend-entrückte Menschen, die die allerorten aufregenden, aber auch schrecklichen Straßen der Stadt bevölkern, und der kalte Winterhauch, der einem aus den Seiten entgegenweht. Die schwelgerische Pracht der alternativen Stadtchronik von Winter’s Tale setzt heute noch Maßstäbe in Sachen phantastisch-verfremdete Metropolen, und auch wenn Helprin sich später nur noch in der dreibändigen Jugendbuchreihe Swan Lake, A City in Winter und The Veil of Snows (1989, 1996, 1997) eindeutig der Phantastik zuwandte (und einem winterlichen Setting, in dem er diesmal eine phantastische Version der Ereignisse rund um die Russische Revolution erzählte), lohnt es sich auch heute noch, Helprins magischem Manhattan einen Besuch abzustatten.

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