Zum 60. Geburtstag von Louise Cooper

The Initiate von Louise CooperBibliotheka Phantastika erinnert an Louise Cooper, die heute 60 Jahre alt geworden wäre. Die am 29. Mai 1952 im englischen Hertfordshire geborene Cooper begann schon als Jugendliche zu schreiben und war gerade mal 20 Jahre alt, als mit Book of Paradox (1973; dt. Buch der Paradoxe (1979)) ihr erster Roman erschien, eine – zumindest in der deutschen Ausgabe – etwas wirre Geschichte, die auf den Tarotkarten basiert. Auf den in England wohlwollend aufgenommenen Erstling folgte ein steter Strom weiterer Werke, so dass bei Louise Coopers überraschendem Tod am 20. Oktober 2009 mehr als 80 fast ausschließlich phantastische Romane für Erwachsene, Kinder und Jugendliche vorlagen, deren inhaltliches Spektrum von klassischer Fantasy bis zur Paranormal Romance reicht. Wobei Coopers Autorenkarriere zunächst durchaus schwerfällig in Gang kam, denn ihre nach Book of Paradox in den 70ern und frühen 80ern erschienenen Romane – etwa der sich um Vampire drehende Zweiteiler Blood Summer (1976) und In Memory of Sarah Bailey (1977) oder der klassische Fantasyroman Lord of no Time (1977) – hinterließen wenig Spuren im Genre.
Doch das sollte sich schlagartig ändern, als sie auf Anraten ihres Agenten die wichtigsten Elemente – das Setting, die Hauptfiguren und das Grundkonzept – aus Lord of no Time übernahm und das Ganze zu einer aus den Bänden The Initiate (1985), The Outcast (1986) und The Master (1987) bestehenden Trilogie erweiterte, die sowohl in England wie in den USA sehr erfolgreich wurde. Die Idee, die hinter der Time Master Trilogy steht, hat Louise Cooper dem Vernehmen nach schon seit ihrer Teenagerzeit mit sich herumgetragen, und sie ist vergleichsweise schlicht: Ausgangspunkt ist das u.a. aus den Romanen Michael Moorcocks bekannte Konzept der miteinander im Wettstreit liegenden Mächte der Ordnung und des Chaos, doch bei Cooper haben die Mächte der Ordnung den jahrtausendelangen Kampf gewonnen und herrschen auf die ihnen eigene Weise über die Welt, bis ein Avatar der Lords des Chaos auftaucht, der sogar die Zeit manipulieren kann.
Die Time Master Trilogy war so erfolgreich, dass mit der Chaos Gate Trilogy (1991-92) zunächst eine Fortsetzung, und mit der Star Shadow Trilogy (1994-95) ein Prequel folgten, wobei Letzteres in die Zeit zurückführt, in der die Mächte des Chaos die Herrschaft über die Welt innehatten.
Nemesis von Louise CooperDie Novität einer Welt, in der Ordnung und Chaos sich nicht so einfach in Gut und Böse aufteilen lassen, verblasste allerdings schnell, so dass die Nachfolgebände der ursprünglichen Time Master Trilogy mit dem Ausgangswerk nicht mithalten können und auch im Vergleich zu dem Einzelroman Mirage (1987), vor allem aber zur achtbändigen Serie um das Mädchen Indigo weniger gut abschneiden. Auch diese, aus den Romanen Nemesis (1988), Inferno (1988), Infanta (1989), Nocturne (1989), Troika (1991), Avatar (1991), Revenant (1992) und Aisling (1993) bestehende Reihe zeigt einen ungewöhnlichen Ansatz, denn die Titelheldin hat – einer Pandora im Fantasyland nicht unähnlich – Dämonen in die Welt entlassen, die bitteres Unheil über Volk gebracht haben, und nun muss Indigo, begleitet von einem intelligenten Wolf, diese Dämonen wieder zur Strecke bringen. In dieser von einer morbiden, düsteren Grundstimmung beherrschten Geschichte ist nur wenig so, wie es anfangs scheint.
Mitte der 90er Jahre wandte Louise Cooper sich verstärkt dem Kinder- und Jugendbuch zu und verfasste für diesen Markt u.a. mit dem Jahrhunderte nach der Haupthandlung spielenden Dreiteiler Daughter of Storms (1996-98) ein weiteres Time-Master-Spin-Off. Auf Deutsch ist außer dem bereits erwähnten Buch der Paradoxe kaum etwas von ihr erschienen; immerhin hat ihr wichtigstes Werk es als Herrscher über die Zeit (mit den Einzeltiteln Der Lehrling, Der Verbannte und Der Meister (alle 1990)) nach Deutschland geschafft. Darüber hinaus gibt es nur noch die jeweils vierbändigen Kinderbuchserien The Sea Horses (2003-2005; dt. Die Zauberpferde (2006-2007)) und The Mermaid Curse (alle 2008; dt. Der Fluch der Meerjungfrauen (alle 2010)), was verglichen etwa mit dem zwar längst nicht vollständig, aber doch in großen Teilen auf Deutsch vorliegenden Werk ihrer etwas älteren und ähnlich fleißigen Kollegin Tanith Lee schon ein bisschen verwunderlich ist.

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