Zum 45. Geburtstag von Sean Williams

Bibliotheka Phantastika gratuliert Sean Williams, der heute 45 Jahre alt wird. Der am 23. Mai 1967 in Whyalla, Australien, geborene Sean Llewellyn Williams veröffentlichte seine ersten Horror- und SF-Kurzgeschichten Anfang der 90er Jahre in australischen Fanzines wie EOD und Magazinen wie Aurealis oder Eidolon. Kurz danach erschienen seine ersten SF-Romane – teils allein, teils zusammen mit Shane Dix verfasst –, die anfangs ebenfalls in Australien, jedoch schon bald auch in den USA und Großbritannien veröffentlicht wurden. Bei ihnen handelt es sich zumeist um Space Operas in Form von Einzelromanen oder kurzen Zyklen, sowie um mehrere Beiträge zum Expanded Universe von Star Wars.
2001 unternahm Williams mit The Stone Mage and the Sea, dem ersten Band der Books of the Change, seinen ersten Ausflug in die Fantasy. Den Hintergrund der mit The Sky Warden and the Sun (2002) und The Storm Weaver and the Sand (2002) fortgesetzten Jugendbuch-Trilogie bildet ein phantastisch verfremdetes Australien in ferner Zukunft, dessen riesige, von rotem Sand bedeckte Wüsten von den Stone Mages beherrscht werden, während an den Küsten die Sky Wardens das Sagen haben. In diese Welt wird Sal hineingeboren, ein Junge mit magischen Fähigkeiten, der schon bald zum Spielball der unterschiedlichsten Interessen wird.
The Hanging Mountains von Sean WilliamsDie Books of the Change sind bisher nur in Australien erschienen, doch seinen nächsten, dieses Mal an Erwachsene gerichteten Fantasy-Zyklus konnte Williams auch in die USA verkaufen (was ihm mit seiner SF bereits mehrfach gelungen war). Dabei dürfte gewiss auch eine Rolle gespielt haben, dass The Crooked Letter (2004), der erste Band der Books of the Cataclysm, zuvor mit dem Aurealis Award und dem Ditmar Award die beiden wichtigsten F&SF-Preise Australiens abgeräumt hatte. Was nicht weiter verwunderlich ist, denn The Crooked Letter erzählt nicht nur die Geschichte der Spiegelzwillinge Seth und Hadrian Castillo, sondern gibt auch den Blick auf ein phantastisches Universum frei, in dem bereits zwei Mal verheerende Umwälzungen stattgefunden haben, so dass drei sehr unterschiedliche Sphären entstanden sind. In einer dieser Sphären befindet sich die Welt, wie wir sie kennen, wohingegen die anderen beiden sehr anders sind – doch alle drei werden von mächtigen Entitäten beherrscht, denen Wesen wie die Menschen herzlich egal sind. The Crooked Letter ist ein sehr ungewöhnliches Werk, das mehr Horror- und SF- als Fantasy-Elemente enthält, aber in Williams’ Fantasy-Kosmos eine zentrale Rolle einnimmt, denn es entpuppt sich auch als Prequel zu den Books of Change und liefert Erklärungen und Hintergründe für die Entstehung der dort und in den Folgebänden der Books of the Cataclysm geschilderten Welt. Besagte Folgebände – The Blood Debt (2005), The Hanging Mountains (2005) und The Devoured Earth (2006) – sind dann auch wieder deutlich konventioneller ausgefallen und in ihnen begegnen wir erneut Sal und anderen aus der ersten Trilogie bekannten Figuren.
Williams’ Fantasyzyklen haben mit herkömmlicher, tolkienesker oder mehr oder weniger pseudomittelalterlicher Fantasy wenig gemein; sie wirken viel eher wie eine modernisierte und weiterentwickelte Version der vor allem in den 70ern beliebten post-apokalyptischen Romane und Zyklen (was logisch scheint, denn die Kataklysmen sind letztlich apokalyptische Ereignisse) und beschwören gelegentlich Bilder herauf, bei denen einem Mad Max und ähnliche Endzeitfilme in den Sinn kommen. Ungewöhnliche Fantasy hat es allerdings schwer auf dem Markt. In den USA ist der vierte Band der Books of the Cataclysm bis heute nicht erschienen (und wird wohl auch nicht mehr erscheinen), und auch was die deutsche Ausgabe der Bücher des Kataklysmus angeht, besteht kaum Hoffnung, dass die Reihe über Die Spiegelzwillinge (2009) und Die Blutschuld (2010) hinaus fortgesetzt wird.
In Australien hingegen gibt es mit The Broken Land (2008/2009) inzwischen sogar eine aus den Bänden The Changeling, The Dust Devils und The Scarecrow bestehende Kinderbuch-Trilogie, die Williams’ bizarren Fantasy-Kosmos zum Schauplatz hat.

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