Zum Gedenken an Stuart Gordon

Cover von Suaine and the Crow-God von Stuart GordonBibliotheka Phantastika erinnert an Stuart Gordon, der heute 65 Jahre alt geworden wäre. Der am 18. Mai 1947 in Banff, Schottland, als Sohn eines Laird geborene Richard Alexander Steuart Gordon hat im Laufe seines Lebens teilweise unter seinem richtigen Namen, teilweise unter Pseudonym – Letzteres in erster Linie, um mögliche Verwechslungen zu vermeiden – in den verschiedensten Bereichen Bücher veröffentlicht, angefangen mit der fünfbändigen Serie The Bikers (1971-73, unter dem Pseudonym Alex R. Stuart) in der eine Gruppe monströser Motorradrocker das zeitgenössische England terrorisiert.
Wesentlich phantastischer und somit für Fantasyleser und -leserinnen interessanter geht es in der aus den Bänden One-Eye (1973), Two-Eyes (1974) und Three-Eyes (1975) bestehenden Eyes Trilogy (auch als Sammelband, 1978) zu, in der Menschen und genetisch veränderte Mutanten auf einer durch eine lange zurückliegende, vermutlich atomare Katastrophe verwüsteten Erde gegeneinander und ums Überleben kämpfen. In dieses postapokalyptische Setting wird ein einäugiger Mutant geboren, der als Reinkarnation eines bereits kurz nach der Katastrophe aktiven mächtigen Mutanten und prophezeiter Befreier der genetisch Veränderten gilt. In den drei auch auf Deutsch als Messias der Mutanten (1979), Gesang der Mutanten (1980) und Traum der Mutanten (1980) erschienenen Bänden, in denen die Fronten zwischen Gut und Böse selten klar definiert sind, geht es einerseits um One-Eyes Geschichte, andererseits um den Konflikt zwischen Aberglaube und wissenschaftlichen Erkenntnissen – und um die Frage, ob das, was der Menschheit schon einmal den Untergang gebracht hat, ihr vielleicht jetzt das Überleben sichern könnte.
Die Mutanten-Trilogie ist gewiss kein Meisterwerk, sondern lebt in erster Linie von den phantastischen Einfällen und den eindringlichen Bildern, die Stuart Gordon gelegentlich in ihr heraufbeschwört – etwas, das sich genauso auch über Suaine and the Crow-God (1975; dt. Der Krähengott (1978)) sagen lässt. In diesem kurz vor der Zeitenwende auf einer Insel vor der schottischen Westküste beginnenden Roman spielen die harten Lebensbedingungen zu dieser Zeit und an diesem Ort eine beinahe ebenso große Rolle wie der Konflikt zwischen dem Krähengott der ursprünglichen Inselbewohner und Lug, dem Gott der Eroberer – und mittendrin ist Suaine, dessen Abstammung ein Geheimnis umgibt. Ausgedehnte Traumsequenzen, in denen die mythische Macht der alten Götter Blicke in die Vergangenheit und die Zukunft, ins lang versunkene Atlantis und in unsere Gegenwart gewährt, machen aus Suaines Geschichte einen überaus ungewöhnlichen Heroic-Fantasy-Roman.
In den 80ern hat Stuart Gordon noch mehrere SF-Romane verfasst, in denen es zumeist um Zeitreisen geht, und sich in den 90ern dem Schreiben von Sachbüchern und Wanderführern zugewandt. Ende der 90er Jahre begann er im Ausland als Englischlehrer zu arbeiten, anfangs in Polen, ab 2003 in China. Und dort – genauer gesagt in Shanghai – ist er am 07. Februar 2009 im Alter von 61 Jahren an den Folgen eines Herzinfarkts auch gestorben.

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