Zum Gedenken an C.L. Moore

Bibliotheka Phantastika erinnert an C.L. Moore, die heute vor 25 Jahren gestorben ist. Schon mit ihrer ersten Veröffentlichung – der Erzählung “Shambleau” in der Novemberausgabe des Pulpmagazins Weird Tales im Jahre 1933 – erregte die am 24. Januar 1911 in Indianapolis, Indiana, geborene Catherine Lucille Moore einiges Aufsehen. Dabei bewegt sich die u.a. von H.P. Lovecraft gelobte Geschichte, in der der Herumtreiber und Abenteurer Northwest Smith auf dem Mars eine junge Frau vor einer aufgebrachten Menschenmenge rettet – nur, um alsbald festzustellen, dass die Menschen einen guten Grund hatten, aufgebracht zu sein –, inhaltlich durchaus im normalen Rahmen der damals beliebten planetary romances (bei denen es sich nicht um Romanzen handelt!), doch durch Moores emotionsgeladenen, fast schon poetischen Stil und die Atmosphäre, die sie dadurch schafft, hebt sich “Shambleau” deutlich von vielen Werken ihrer Zeitgenossen ab. Auf dieses erste Northwest-Smith-Abenteuer sollten noch zwölf weitere folgen, die fast alle zwischen 1934 und 1939 in Weird Tales veröffentlicht wurden.
Black God's Kiss von C.L. MooreMit “Black God’s Kiss” (im Oktober 1934 wiederum in Weird Tales erschienen) wechselte Moore – von der zu diesem Zeitpunkt niemand wusste, dass sich hinter den Initialen C.L. eine Frau verbarg – dann von den entsprechend der damaligen Vorstellungen geschilderten Welten des Sonnensystems in ein ans mittelalterliche Frankreich angelehntes Phantasiereich, denn in dieser Geschichte schlug die Geburtsstunde von Jirel of Joiry, der ersten Heldin der Sword & Sorcery. Diese und die fünf weiteren, zwischen 1934 und 1939 erschienenen Jirel-Stories sind im gleichen emotionsgeladenen Stil verfasst wie die Northwest-Smith-Geschichten, und sie präsentieren eine Heldin, die zwar ihre Weiblichkeit nicht verleugnet, aber auch hervorragend mit dem Breitschwert umgehen kann. Allerdings zeigt sich in diesen Geschichten auch, dass das Plotten nicht unbedingt zu C.L. Moores Stärken gehört hat, denn inhaltlich sind sich sowohl die Jirel- wie auch die Northwest-Smith-Abenteuer doch recht ähnlich.
Vielleicht ist das der Grund, warum Moore, nachdem sie 1940 ihren Autorenkollegen Henry Kuttner geheiratet hatte, kaum noch allein Geschichten verfasst hat, sondern – unter etlichen Pseudonymen – fast ausschließlich zusammen mit Kuttner. Zu den wenigen von ihr allein verfassten Werken aus dieser Zeit zählen die beeindruckenden SF-Erzählungen “There Shall Be Darkness” (1942) und “No Woman Born” (1944) sowie der Roman Judgment Night (Astounding, August-September 1943, Buchausgabe 1952 bzw. 1965; dt. Die Nacht des Gerichts (1985)). Nicht ganz uninteressant für Fantasyleser könnte noch der gemeinsam mit Kuttner geschriebene Roman Earth’s Last Citadel ( Argosy, April-Juli 1943, Buchausgabe 1964; dt. Der Brunnen der Unsterblichkeit (1966)) sein, in dem eine sehr ungewöhnlich zusammengestellte Gruppe von “Helden” sich plötzlich Milliarden Jahre in der Zukunft auf einer im wahrsten Sinne des Wortes fremd gewordenen Erde wiederfindet.
Nach Kuttners Tod im Jahre 1958 hat C.L. Moore praktisch nur noch für das Fernsehen gearbeitet, und nachdem sie 1963 ein zweites Mal geheiratet hat, hat sie ganz zu schreiben aufgehört. Eine – vermutlich die erste – Komplettausgabe der Northwest-Smith-Stories ist erst 2008 als Northwest of Earth erschienen, die einzige Komplettausgabe der Jirel-Stories als Black God’s Kiss 2007. Auf deutsch sind sämtliche Jirel-Geschichten in Jirel, die Amazone (2002) enthalten, etliche Geschichten mit Northwest Smith und Jirel findet man – zusammen mit weiteren Erzählungen – in Der Kuss des schwarzen Gottes (1982) bzw. Shambleau (1990; das ist The Best of C.L. Moore (1975)).
C.L. Moore hat in vielerlei Hinsicht eine Vorreiterrolle gespielt, und Autorinnen von Leigh Brackett (deren Mars-Erzählungen Moore ebensoviel verdanken wie Edgar Rice Burroughs), Marion Zimmer Bradley oder C.J. Cherryh haben mehrfach zum Ausdruck gebracht, wie sehr sie sie schätzen. 1981 wurde sie mit dem World Fantasy Award für ihr Lebenswerk ausgezeichnet und 1998 in die Science Fiction Hall of Fame aufgenommen. Letzteres posthum, denn am 04. April 1987 ist sie, die in ihren letzten Lebensjahren an Alzheimer gelitten hat, verstorben.

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