Fool on the Hill

Mit einem unbeschwerten, charmanten und durchs Hintertürchen erstaunlich klugen Klassiker der phantastischen Literatur hoffen wir, euch im neuen Monat ein paar Frühlingsgefühle bei der Lektüre verschaffen zu können, ganz gleich, ob es ein Re-Read ist, der bei Matt Ruffs Fool on the Hill eigentlich immer geht, oder der magische Erstkontakt.
Fool on the Hill von Matt RuffDer Roman bietet alles, was man sich als Phantastik-Fan erhoffen kann – ein wenig Tierfantasy mit dem naiven Hund Luther und dem abgebrühten Kater Blackjack, ein bisschen gepflegten Horror mit der grusligen Gummimaid, eine Studentenverbindung namens Tolkienia, die Magie in den Campusalltag bringt, eine verzauberte Liebesgeschichte, wenn sich der Schriftsteller Stephen Titus George in die schönste Frau der Welt verliebt, und nicht zuletzt einen Drachen.
Was bei vielen humorvollen Fantasy-Romanen danebengeht, nämlich eine stringente und packende Geschichte zu erzählen, gelingt in Fool on the Hill scheinbar mühelos. Die an Archetypen orientierten Figuren wirken in ihrer ungewöhnlichen Umgebung – dem von Kobolden, Hunden und Katzen und wirklich abgefahrenen Studentenverbindungen besiedelten Campus von Ithaca – frisch und glaubwürdig, während im Hintergrund der Autor die Fäden in der Hand hält und die vielen kleinen, aber niemals unbedeutenden Stränge langsam zusammenführt. Jede Episode ist für sich gesehen ein Vergnügen, doch verwoben in die ausgefeilte Handlung sind es anspruchsvolle Puzzlestücke – bei denen zwar Humor, unzählige Anspielungen und Ideenreichtum im Vordergrund stehen, die aber immer eine aufrichtige und bedeutende Geschichte erzählen, die nicht dem nächsten Gag geopfert wird, und dadurch zugleich rührend, mitreißend und ernst sein kann.
Der wohltuend unbedarfte und nichtsahnende Narr S.T. George wird zur Hauptfigur des Geschehens gemacht und lernt, was Schreiben ohne Papier bedeutet. “Wird gemacht” übrigens im wahrsten Wortsinn, denn Fool on the Hill steuert sehr zielgerichtet auf ein bravourös ausgeführtes philosophisches Manöver zu. Der Roman ist eine Bühne für den Kampf von Gut gegen Böse – den Campus-Kobolden gegen den verbannten Finsterling Rasferret der Engerling – der alsbald die Grenzen des Alltags sprengt und, ohne seine archetypische Relevanz zu verlieren, über die vertrauten Abläufe weit hinausweist.
Am besten macht man es wie der verschmitzte Mr Sunshine – zurücklehnen und die vielen guten Geschichten genießen: George auf der Suche nach schriftstellerischer Inspiration, die unvergleichlichen Bohemier auf der Suche nach Alkohol und Gerechtigkeit, die Promenadenmischung Luther auf der Suche nach dem Himmel, die Campuspolizei auf der Suche nach Verdächtigen. Und nachher nimmt man das Leben auf einmal leichter und glaubt ein bisschen ans Schicksal.

Fool on the Hill ist 1988 erschienen, die gleichnamige Übersetzung von Ditte König und Giovanni Bandini 1991 unter der ISBN 3-423-11737-0.

4 Kommentare zu Fool on the Hill

  1. Elric sagt:

    Oh ja, prima!
    Das würde ich auch jedem empfehlen. Eine wirklich gute Wahl bezüglich des Buchs des Monats. Wenn ich jetzt noch etwas Zeit hätte, würde ich mir den Band tatsächlich wieder zur Hand nehmen und nochmals lesen. Ragnarök ist einfach nur toll! 😀

  2. Pegasus sagt:

    Das ist gleich mal auf meiner Liste für den nächsten Büchereibesuch gelandet.

  3. Bohemé sagt:

    Eines meiner Lieblingsbücher. Vermutlich auch das, was ich am häufigsten gelesen habe. :yes:

  4. Alpha-Frau sagt:

    Danke für die Rezension und die Kommentare. Das Ganze macht wirklich Lust aufs Lesen. Das Buch kommt definitiv auf meine Wunschliste.

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