Zum 30. Geburtstag von Jesse Bullington

Bibliotheka Phantastika gratuliert Jesse Bullington, der heute 30 Jahre alt wird. Vermutlich hat der am 14. Februar 1982 in Pennsylvania geborene Bullington in vielerlei Hinsicht auf sein Geschichtsstudium zurückgreifen können, als er seinen Erstling The Sad Tale of the Brothers Grossbart (2009) verfasst hat; zumindest zeugt der Roman nicht nur von der Liebe des Verfassers zur gothic novel, sondern auch von seinen historischen Kenntnissen. Denn Die traurige Geschichte der Brüder Grossbart – so der Titel der 2011 erschienenen deutschen Ausgabe – ist ausnahmsweise mal ein historischer Fantasyroman, dessen übernatürliche Elemente in der mittelalterlichen Vorstellungswelt wurzeln und mit ihr im Einklang stehen. The Sad Tale of the Brothers Grossbart von Jesse BullingtonErzählt wird die Geschichte der Zwillinge Manfried und Hegel Grossbart – Söhne einer schwachsinnigen Mutter und eines angeblich nach Ägypten abgehauenen Vaters –, die sich gemäß der Familientradition der Grabräuberei verschrieben haben und eines Tages zu einer Reise durch das Europa des 14. Jahrhunderts aufbrechen. Ihr Ziel ist das sagenhafte “Gypterland” bzw. Ägypten, um dort nach ihrem Vater zu suchen und nebenbei – na was wohl? – ein paar Gräber zu plündern. Dabei hinterlassen sie eine ziemlich blutige Spur. Denn Manfried und Hegel sind brutale Räuber und Mörder, deren Untaten teilweise nur schwer zu ertragen sind. Immerhin – und das unterscheidet Bullingtons wirklich traurige Geschichte deutlich von vielen modernen, der Grim-&-Gritty-Welle zuzurechnenden Fantasyromanen – geht ihnen jeglicher Hang zum Zynismus ab. Manfried und Hegel sind schlichte – um nicht zu sagen einfältige – und durchaus gottesfürchtige Gemüter, und die Welt, in der sie sich durchschlagen müssen, ist in weiten Teilen nicht besser als sie. Auch wenn The Sad Tale of the Brothers Grossbart erwartungsgemäß von der Leserschaft eher zwiespältig aufgenommen wurde, bleibt festzuhalten, dass dieser Erstling allen Vorbehalten zum Trotz neugierig auf weitere Werke des Autors macht.
Und Bullington hat auch bereits für Nachschub gesorgt: The Enterprise of Death ist 2011 in England und den USA erschienen, die deutsche Ausgabe wird unter dem Titel Vom Tode verwest im März dieses Jahres erscheinen. Wieder ist Europa der Schauplatz der Handlung, dieses Mal allerdings die Zeit der Renaissance. Auch die Hauptfigur dürfte leichter Sympathiepunkte erringen als die Brüder Grossbart, denn die junge afrikanische Sklavin Awa, die in die Fänge eines uralten Nekromanten gerät, durch das von Kriegen zerrissene Europa irrt, es mit der Inquisition zu tun bekommt und unter anderem einem Alchemisten namens Paracelsus begegnet, ist von ganz anderem Schlag als die Gräber schändenden Zwillinge.
Ein dritter Roman – Hook and Cod –, der in den Niederlanden nach der Elisabethenflut von 1421 spielt und vermutlich ebenfalls mit allerlei übernatürlichen Wesen und Geschehnissen aufwarten wird, ist bereits für Ende 2012 angekündigt. Es bleibt zu hoffen, dass auch er den Weg nach Deutschland findet.

4 Kommentare zu Zum 30. Geburtstag von Jesse Bullington

  1. molosovsky sagt:

    Danke für diesen Eintrag! Bullington gehört für mich zu den ganz feinen neuen Autoren der letzten Jahre. Wird sein dritter Roman nun »Hook and Cod« heißen (wie Du hier schreibst) oder doch »The Folly of the World« (wie’s bei Amazon gelisted ist).

  2. gero sagt:

    Hi Alex,

    das weiß ich leider auch nicht. “Hook and Cod” stammt von Bullingtons Blog, und dort habe ich zumindest auf die Schnelle keinen Hinweis auf eine Titeländerung gefunden (habe aber auch nicht sehr lange gesucht). Deshalb habe ich mich dann für den Titel entschieden, den der Autor selbst mal irgendwo erwähnt. 😉

    Andererseits wissen wir beide, wie schnell so ein Titel sich ändern kann. Von daher werden wir wahrscheinlich erst in ein paar Monaten genau(er) wissen, was Sache ist.

  3. Danke! I’m afraid my Deutsche is awful, hence the English here–I’ll plug this through the google translator and paste it below do give you a laugh…the long and the short of it is that you’re both correct–the third novel was originally titled “Hook and Cod,” but after extensive revisions I decided “The Folly of the World” was a better title, and so that is the final title of the novel. Thank you both again for you well wishes and support, and all the best!

    Danke! Ich fürchte, mein Deutsche ist schrecklich, daher auch der englische hier – ich werde dies durch die Stopfen Google Translator und fügen Sie ihn unten machen Ihnen ein Lachen … der lange und die Rede kurzer Sinn ist, dass Sie beide sind richtig – der dritte Roman wurde ursprünglich unter dem Titel “Hook und Kabeljau,” aber nach umfangreichen Revisionen habe ich beschlossen “Die Torheit der Welt” war ein Titel besser, und so dass der endgültige Titel des Romans ist. Ich danke Ihnen beiden wieder für Sie auch Wünsche und Unterstützung, und alles Gute!

    Cheers/Prost!

    Jesse

  4. moyashi sagt:

    It’s always a great pleasure to welcome an author on our blog. Thank you!
    I have to apologize for the delayed response though. Part of the team is out of town this weekend and the rest is quite busy actually, they won’t have even noticed that we had such an important visitor. 🙂 But I am pretty sure the guys will appreciate the information you gave them as soon as they’re back!

    As for Google Translator, it is quite funny what it does to our words. 😀 My English might not be perfect, but I really don’t dare telling what GT did to my german version of the above message!

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