Zum 60. Geburtstag von Barbara Hambly

Bibliotheka Phantastika gratuliert Barbara Hambly, die heute 60 Jahre alt wird. Schon mit ihrer ersten Veröffentlichung – der aus den The Walls of the Air von Barbara HamblyRomanen The Time of the Dark (1982), The Walls of Air (1983) und The Armies of Daylight (1983) bestehenden Darwath Trilogy (dt. als Sammelband Gefährtin des Lichts (1986)) – hat sich die am 28. August 1951 in San Diego, Kalifornien, geborene Barbara Hambly als beachtenswerte neue Stimme erwiesen, die es versteht, mit altbekannten Mustern zu spielen, sie zu variieren und ihnen dadurch neues Leben einzuhauchen. Das lässt sich beispielsweise daran erkennen, dass die beiden von unserer Welt stammenden Menschen – die Historikerin Gil Patterson und der Biker Rudy Solis –, die der Magier Ingold Inglorion mit auf seine von Monstren bedrohte Heimaltwelt nimmt, dort nicht die erwarteten, sondern ihrem hiesigen Leben diametral entgegengesetzte Rollen annehmen: Gil wird zur Kriegerin, Rudy zum Magier im Kampf gegen die Dunklen, die ein bisschen so wirken, als wären sie der Phantasie eines H.P. Lovecraft entsprungen.
Die mit The Ladies of Mandrygin (1984) begonnene und mit The Witches of Wenshar (1987) und The Dark Hand of Magic (1990) fortgesetzte Trilogie um den Söldnerführer Sun Wolf ist etwas konventioneller, wartet aber ebenfalls mit den für Hamblys Oeuvre typischen starken weiblichen Hauptfiguren auf und bedient sich im zweiten Band eines in der Fantasy seltenen Krimi-Plots.
Noch wesentlich ungewöhnlichere Wege beschritt sie mit dem zunächst als Einzelband konzipierten RDer schwarze Drache von Barbara Hamblyoman Dragonsbane (1986, dt. Der schwarze Drache (1987)), denn die Geschichte um den nicht mehr ganz jungen, eine Brille tragenden Drachentöter John Aversin, seine aus bestimmten Gründen von ihm getrennt lebende Lebensgefährtin, die Hexe Jenny Waynest, und den (vermeintlich) letzten Drachen Morkeleb stellt in mehrfacher Hinsicht klassische Fantasytropen auf den Kopf. Dies gilt auch für die etliche Jahre später erschienene, aus den Romanen Dragonshadow (1999), Knight of the Demon Queen (2000) und Dragonstar (2002) bestehende Fortsetzung, die bei Lesern und Leserinnen allerdings nicht unumstritten ist, was nicht zuletzt an der von Hambly gewählten Protagonistin liegen dürfte, denn hier steht nun vor allem Jenny – eine nicht sonderlich starke Hexe mittleren Alters und Mutter von zwei Kindern – im Mittelpunkt der Handlung.
Ihren wohl bisher größten Erfolg feierte Barbara Hambly mit dem Vampirroman Those Who Hunt the Night (1988, dt. Jagd der Vampire (1990)), in dem der Ex-Spion und Oxford-Professor James Asher zusammen mit seiner Frau Lydia einen Serienmörder zur Strecke bringen muss, der zu Beginn des 20. Jahrhunderts in London reihenweise Vampire umbringt. In den nicht mehr ganz die Klasse des ersten Bandes erreichenden Fortsetzungen Travelling With the Dead (1995) und Blood Maidens (2010) verschlägt es Asher und den Londoner Obervampir Don Ysidro u.a. nach Istanbul und Sankt Petersburg.
Neben Romanen und Erzählungen zu den beiden wohl größten Franchise-Universen (Star Wars und Star Trek) hat Barbara Hambly noch weitere Fantasywerke wie The Windrose Chronicles (drei Bände, 1986-93), zwei Fortsetzungen zur Darwath Trilogy (Mother of Winter (1996) und Icefalcon’s Quest (1998)), die beiden Zweiteiler Sun-Cross (1991/92) und Raven Sisters (2002 und 2005) und ein paar Einzelromane geschrieben, sich aber seit Anfang des neuen Jahrtausends verstärkt dem historischen Kriminalroman zugewandt. Was nicht zuletzt damit zu tun haben dürfte, dass ihr der ganz große Durchbruch in der Fantasy immer verwehrt geblieben ist – eine Tatsache, die nur auf den ersten Blick überraschend ist. Bedauerlich ist sie sehr wohl, denn die ungewöhnlichen Ansätze, die Barbara Hambly in ihren vordergründig konventionellen, in einem gemeinsamen Multiversum angesiedelten Fantasyromanen verfolgt hat, haben dem Genre durchaus gut getan.
Von wenigen Ausnahmen abgesehen, sind ihre Fantasyromane fast alle auch auf Deutsch erschienen und teilweise mehrfach neu aufgelegt worden, mittlerweile aber alle vergriffen.

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