Zum Gedenken an Clark Ashton Smith

Bibliotheka Phantastika erinnert an Clark Ashton Smith, dessen Todestag sich heute zum 50. Mal jährt. Der am 13. Januar 1893 in Long Valley, Kalifornien, geborene Smith – ein Dichter, Schriftsteller, Maler und Bildhauer – war nicht nur ein Zeitgenosse von H.P. Lovecraft und Robert E. Howard, sondern mit beiden auch befreundet und mit ihnen zusammen in den 30er Jahren des vergangenen Jahrhunderts ein Garant für die goldene Zeit des Pulpmagazins Weird Tales, in dem ein Großteil seines Oeuvres erschienen ist. Dieses praktisch ausschließlich aus kürzeren und längeren Erzählungen sowie Gedichten bestehende Oeuvre weist inhaltlich, vor allem aber stilistisch etliche Besonderheiten auf, die Smith zu so etwas wie einem Solitär der Literaturgeschichte machen – zu einem Autor, der kaum Vorbilder hatte und seinerseits kaum Epigonen fand. Und sie dürften mit dafür gesorgt haben, dass er nie so bekannt und berühmt wurde wie seine Freunde Lovecraft und Howard.
Clark Ashton Smith: The Collected Fantasies 1Im Laufe seiner schriftstellerischen Karriere schrieb Smith mehr als hundert Geschichten; das Spektrum reicht dabei von konventionellen Horror- oder SF-Stories bis hin zu bizarren, kaum noch so etwas wie einen Plot aufweisenden Wortmalereien, doch mit den besten von ihnen schuf er kleine, häufig stilistisch barock-schwülstige und von einem morbiden Grundton oder sarkastischem Humor durchzogene Meisterwerke. Im Gegensatz zu vielen seiner Pulp-Kollegen verwendete Smith keine durchgängig auftretenden Helden, doch knapp die Hälfte seiner Geschichten lassen sich in sechs Zyklen (genauer: in drei Zyklen und drei Mini-Zyklen) gruppieren, die ihr jeweiliges Setting eint – und vier davon für Fantasyleser und -leserinnen besonders interessant macht.
Die elf in Averoigne (der Provinz eines mittelalterlichen Parallelwelt-Frankreich) spielenden Erzählungen kommen dabei aufgrund ihres Instrumentariums aus verwunschenen Wäldern, Hexen, Vampiren und Werwölfen traditionellen Horror- und Fantasygeschichten am nächsten, weisen aber auch bereits die morbiden erotischen Elemente auf, die beinahe Smiths gesamtes Werk durchziehen.
Die zehn Geschichten aus Hyperborea (einem in grauer Vorzeit noch nicht vom ewigen Eis bedeckten Grönland) hingegen sind keine leichte Kost, denn in ihnen lässt Smith seinem Hang zum Malen mit Worten, zu barockem Schwulst freien Lauf. Andererseits sind sie mit Lovecrafts Cthulhu-Mythos verwoben, tauchen das in den Mythos eingegangene Book of Eibon und der krötengesichtige Gott Tsathoggua hier zum ersten Mal auf.
Zothique von Clarke Ashton SmithMit dem in ferner Zukunft im Licht einer allmählich erlöschenden Sonne dahindämmernden Superkontinent Zothique fand Smith schließlich das Setting, das sich als bestens geeignet für seine immer wieder um Themen wie Verlust, Niedergang und Verfall kreisenden Geschichten erwies; mehrere der sechzehn hier angesiedelten Erzählungen zählen zum Besten, was er je geschrieben hat. Darüber hinaus haben die Zothique-Geschichten einen anderen Autor wesentlich beeinflusst, der seinerseits zu den interessantesten des Genres gezählt werden muss: Jack Vance, dessen Dying-Earth-Zyklus ihnen thematisch und stilistisch eine Menge verdankt.
Auch bei den Geschichten aus den drei Mini-Zyklen Poseidonis (bei Smith die letzten Bruchstücke eines bereits größtenteils versunkenen Atlantis), Xiccarph (ein ferner, von bizarren Lebewesen bewohnter Planet, über den Smith eigentlich noch viel mehr schreiben wollte) und Mars (der bei Smith von einem alten Volk namens Aihai bewohnt wird) finden sich noch etliche Juewelen, etwa die Mars-Geschichte “The Vaults of Yoh-Vombis” (dt. als “Die Grabgewölbe von Yoh-Vombis” in Saat aus dem Grabe), die zwar nicht die typischste Smith-Geschichte sein mag, aber viele seiner Stärken und kaum eine seiner Schwächen aufweist.
Nachdem Smith in der zweiten Hälfte der 30er Jahre mehrere Schicksalsschläge hinnehmen musste (1935 starb seine Mutter, 1936 beging Robert E. Howard Selbstmord, 1937 starb erst sein Vater und dann H.P. Lovecraft, mit dem er jahrelang unzählige, zig Seiten lange Briefe gewechselt hatte), schrieb er nur noch wenig, sondern widmete sich bis zu seinem Tod am 14. August 1961 vor allem der Bildhauerei und der Malerei. In den USA hatte er zwar nie den Stellenwert seiner beiden Freunde, doch sind seine Geschichten immer wieder in diversen Sammelbänden erschienen, zuletzt als fünfbändige Collected Fantasies (The End of the Story, The Door to Saturn, A Vintage from Atlantis, The Maze of the Enchanter und The Last Hieroglyph (2007-2011)).
In Deutschland hingegen sieht es ein bisschen schlechter aus, denn die bisher veröffentlichten Sammelbände (Saat aus dem Grabe (1970), Planet der Toten (1971), Poseidonis (1985), Das Haupt der Medusa (1988) und Necropolis (2001)) decken allenfalls die Hälfte seines Oeuvres ab. Hier naht allerdings Abhilfe, denn der erste Band einer Werkausgabe seiner gesammelten Erzählungen soll unter dem Titel Die Stadt der Singenden Flamme noch in diesem Jahr erscheinen.

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